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Das Seminar zu Michel Foucault findet statt auf der Basis eines Ganztextes von ihm, der auf Vorlesungen am Collège de France zurückgeht. Trotz des Vorlesungscharakters mit all seinen Abschweifungen handelt es sich um einen Text, der eine spannende gedankliche Entwicklung enthält. Michel Foucault prägt bei seiner Beschäftigung mit der Geschichte der Gouvernementalität den Ausdruck der Staatsphobie. In seinen Analysen wehrt sich Foucault dagegen, staatliches Handeln ausschließlich in der Tradition des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts zu sehen (den er weniger als Ausdruck staatlichen Überschwanges sieht, sondern als Ausdruck ideologischer Parteien). Stattdessen arbeitet er in Übereinstimmung mit der Freiburger Schule der Nationalökonomie heraus, dass gerade eine freie Ökonomie enorm viel staatliche Wachsamkeit und ein geschicktes staatliches Rahmenhandeln benötigt; denn auch der Wettbewerb ist ein „Ziel der Regierungskunst“. Anders als eine Planwirtschaft, die es aufgrund ihrer permanenten Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit nicht vermeiden kann, „politisch kostspielig zu sein“, begünstigt die staatliche Ermöglichung des Wettbewerbs eine „Neuformierung der Gesellschaft nach dem Modell des Unternehmens“. Solche ökonomiefreundlichen Töne sind ungewöhnlich für den Theoretiker der Macht Michel Foucault. Seine Anregungen lassen sich weiterdenken: Auch wenn es in vielen gesellschaftlichen Feldern große Vorteile zeitigt, staatliches Handeln zurückzudrängen, ist damit nicht impliziert, dass die staatliche Gesamtverantwortung schwindet. Der Staat als Verantwortungsträger für die Rahmengestaltung bleibt gefordert, auch wenn er diese Verantwortung nicht durch eigenes Handeln garantiert, sondern private Träger mit der Durchführung beauftragt. Foucault analysiert dementsprechend in überraschender Übereinstimmung mit den Freiburger Ökonomen geschickte „Disziplinartechniken“ zur Gestaltung der Ökonomie.
Für die sozialethischen Module sind im Sommersemester 2020 zwei der drei angebotenen Seminare zu wählen („Texte der Sozialphilosophie“, „Grundbegriffe der Sozialethik“ und „Foucault“). |