Kommentar |
Judith Shklar (1928-1992) und Isaiah Berlin (1909-1997) haben mindestens zwei Gemeinsamkeiten: Zum einen sind beide in Riga geboren und sind aus ihrer Heimatstadt dann – ihrem unterschiedlichen Geburtsalter entsprechend – wegen des bolschewistischen oder des nationalsozialistischen Terrors emigriert. Zum anderen haben sie aus ihrer Emigrationsverfahrung heraus eine spezifische Philosophie der liberalen Freiheit entwickelt, die wenig mit dem heute so oft kritisierten Neoliberalismus gemeinsam hat. Was bei Judith Shklar unter der Überschrift eines Liberalismus der Furcht steht, nimmt die Vermeidung von Grausamkeit in allen Erscheinungsformen der offensichtlichen und der subtilen Formen der Gewalt als oberstes Ziel eines politischen Gemeinwesens, während Isaiah Berlin sich in Kenntnis der Attraktion der „positiven“ Freiheit leidenschaftlich für die „negative“, sprich totalitarismusvermeidende Freiheit einsetzt und zugleich gegen Ideologien den „Wirklichkeitssinn“ starkmacht. Im Mittelpunkt des Seminars stehen unter ergänzender Einbeziehung von Berlins Differenzierung der zwei Freiheitsbegriffe die schon durch den Titel des Seminars herausgestellten Werke „Liberalismus der Furcht“ und „Wirklichkeitssinn“. |