Kommentar |
Der Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns ein Phänomen von Staatlichkeit klarer erkennen lassen, das wir bisher nur an den Peripherien Europas verortet haben: „Frozen conflicts“. Der Begriff bezeichnet spezifische Konflikträume, in denen meist Separatisten eine eigene Staatlichkeit ausrufen, die von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt wird. All diesen „de-facto-Staaten“, derzeit etwa 200 weltweit, ist gemeinsam, dass aus Kriegen hervorgegangen sind und jetzt zwischen Krieg und Frieden oszillieren, weil die eigentlichen Konflikte weder adressiert noch gelöst werden, und zudem meist ein äußerer „Patron“ starken Einfluss nimmt. Dazu zählen nicht nur postsowjetische Territorien wie Transnistrien an der Grenze Moldaus zu Russland, sondern etwa auch Nordzypern, der Kaschmir-Konflikt zwischen Indien und Pakistan oder die gegenwärtige Lage Taiwans. Die Vorlesung vermittelt die typischen Kennzeichen solcher Konflikte, führt in die Theorie zu „frozen conflicts“ ein und beleuchtet konkrete Fälle. Begleitend empfiehlt sich der Besuch des Hauptseminars zu „Frozen Conflicts“ zur Vertiefung. Die Vorlesung zu diesem noch jungen Thema der Geschichts- und Politikwissenschaft will einen breiten Überblick geben und dazu anregen, konfliktreiche Staatlichkeit auch jenseits von Nationalstaaten und Großmächten neu zu denken.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 28.08.2023, 08:00 Uhr bis 15.09.2023, 23:59 Uhr Loszeitpunkt: 18.09.-20.09.2023, 08:00 Uhr Einschreibezeitraum für Erstsemesterstudierende: 02.10.2023, 12:00 Uhr bis 06.10.2023, 20:00 Uhr Loszeitpunkt: 06.10.2023, 20:15 Uhr |
Literatur |
Anton Bebler (Hrsg.), „Frozen conflicts“ in Europe, Opladen 2015; Michal Smetana und Jan Ludvik, Between war and peace: a dynamic reconceptualization of „frozen conflicts“, in: Asia Europe Journal 17 (2019), S. 1-14.
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