Kommentar |
Im Mittelpunkt der Lehrveranstaltung steht das industrielle (fabrikmäßige) Brauen von Bier in Mecklenburg und Vorpommern im Zeitraum von 1869 bis 1990. Beim Bierbrauen handelt es sich um eine uralte Kulturtechnik, die hierzulande bereits vor der deutschen Kolonisation im 12. Jh. praktiziert wurde. Während die deutschen Siedler vor allem ein Grutbier genanntes Kräuterbier brauten, nutzten die slawischen Bewohner und eingefalle-ne Dänen bereits Hopfen. Dieses Hopfenbier, länger haltbar und bekömmlicher, setzte sich im Laufe der Jahrzehnte durch und Mecklenburg entwickelte sich zu einem Schwerpunkt des Hopfenanbaus im deutschen Kulturraum. In der Hansezeit schließlich waren die Ostseestädte Wismar, Rostock und Stralsund europäische Zentren des gewerblichen, auf den Export orien-tierten Brauens. Dafür stehen die zahlreichen stattlichen Brauhäuser mit ihren prächtigen Schmuckgiebeln in diesen Städten. Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg blieb nur noch ein kleinteiliges Brauhandwerk, eingeengt in die strengen Regeln spätfeudaler Verhält-nisse, übrig. Mit dem langsamen Einzug des Fabriksystems und der Dampfmaschine in die mecklenburgi-schen und vorpommerschen Städte nach Ende der Napoleonischen Fremdherrschaft entwi-ckelte sich in beiden heutigen Landesteilen das fabrikmäßige, industrielle Brauen. Handwerk-liche Brauereien gingen im Laufe der Jahre unter oder entwickelten sich zu modernen Braue-reien, die Dampfmaschinen sowie Lohnarbeiter nutzten und statt fester Lieferbeziehungen im nahen Umfeld für einen über die Grenzen gehenden Markt produzierten, ein Prozess der bis über die Wende zum 20. Jh. andauerte. Eine Zäsur fällt in das Jahr 1869, als der Norddeut-sche Bund seine, die spätfeudalen Regelungen außerkraftsetzende Gewerbeordnung verkün-dete. Von nun an durfte in Mecklenburg auch außerhalb der engen Stadtgrenzen gebraut wer-den. In der Feldmark ihrer Städte fanden die Brauer Platz, um große mit modernen Maschinen ausgestattete „Braufabriken“ – sog. Dampfbierbrauereien – zu errichten. Das entstehende Ei-senbahnsystem und die Chausseen ermöglichten die Belieferung auch geografisch entfernterer Abnehmer. Wir wollen diese Entwicklung über alle Krisen und Zäsuren bis zur Reprivatisierung der Brau-ereien in Folge der deutschen Wiedervereinigung vor allem anhand der wichtigsten Brau-standorte im heutigen Mecklenburg-Vorpommern begleiten.
Voraussetzungen • Grundkenntnisse der Landesgeschichte vor allem der Geschichte Rostocks, • Grundkenntnisse der deutschen Wirtschaftsgeschichte ab ca. 1800, • Grundkenntnisse der DDR-Geschichte.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 28.08.2023, 08:00 Uhr bis 15.09.2023, 23:59 Uhr Loszeitpunkt: 18.09.-20.09.2023, 08:00 Uhr Einschreibezeitraum für Erstsemesterstudierende: 02.10.2023, 12:00 Uhr bis 06.10.2023, 20:00 Uhr Loszeitpunkt: 06.10.2023, 20:15 Uhr |