Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet:
LA Deutsch „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“ (LA, Gy; LA, Re); Master Ger (2013), Master Ger, EF/ZF (2018, 2020) „Aktuelle Forschungsfelder der Literaturwissenschaft: 9.–16. Jh.“, „Konzeptionsmodul Master Germanistik“ (nicht für Zweitfach)
Modulprüfung wählbar in:
Aktuelle Forschungsfelder der Literaturwissenschaft: 9.–16. Jh. Jh., Konzeptionsmodul MA Germanistik (Kolloquium, 30 Min.); Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie (Hausarbeit [für LA (ab 2019) zusätzlich andere Prüfungsform als Option möglich])
Inhaltliches Konzept
Die Geschichten um den Fuchs Reynke und seinen Widersacher, den Wolf Isegrimm, gehören zum Kernbestand der europäischen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit und begegnen in verschiedensten Sprachen und Überlieferungsformen. Als mittelniederdeutsches Tierepos werden die Fabeln um den Fuchs Reynke erstmals 1498 als Reynke de Vos in Lübeck gedruckt, basierend auf einer niederländischen Vorlage, die ihrerseits französische Quellen rezipiert. Das 16. Jahrhundert sieht mehrere niederdeutsche Nachdrucke und Bearbeitungen dieses Textes, von denen der bekannteste der Reynke Vosz de Olde des Rostocker Druckers Ludwig Dietz aus dem Jahre 1539 ist. Dieser Druck ist Ausgangspunkt für mehrere niederdeutsche und hochdeutsche Nachauflagen, die in Rostock und Frankfurt erscheinen, sowie für Übersetzungen in andere Sprachen. Zugleich schöpfen die niederdeutschen Spruchsammlungen Rimbökelin und Künstlike Werltspröke in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts umfangreich aus dem Reynke-Text.
Im Seminar wollen wir uns mit ausgewählten Vertretern der Textgeschichte des Reynke de Vos vertraut machen, anhand derer Fragen der Überlieferung, Bearbeitung und Refunktionalisierung dieses mittelniederdeutschen Klassikers behandelt werden sollen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Lübecker Erstausgabe von 1498 und der Rostocker Druck von 1539. Wir lesen und vergleichen beide Texte auszugsweise und betrachten diese unter literatur-, sprach- und kulturgeschichtlichen Gesichtspunkten. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist der kulturhistorische Kontext, in dem beide Texte stehen und der sich unter anderem in ihrer jeweils unterschiedlichen Kommentierung äußert. Stehen im Lübecker Kommentar beispielsweise Aspekte spätmittelalterlicher Frömmigkeit im Vordergrund, so macht sich im Rostocker Kommentartext bereits ein reformatorischer Einfluss bemerkbar, etwa wenn Klosterkultur und Papsttum kritisiert werden. Diesen Spuren soll beispielhaft nachgegangen werden.
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