Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet:
LA Deutsch: „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Profilbildung Linguistik“, „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“;
Master Ger (2013); Zwei-Fach-Master (2014), Ger als Erstfach / Ger als Zweitfach „Semantik und Wortschatz“, „Konzeptionsmodul“;
Master Bepäd (Deutsch als ZF) / Master Wipäd (Deutsch als ZF): „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Spezialisierung Linguistik“ „Konzeptionsmodul Master Germanistik“ (nicht für Zweitfach)
Modulprüfung wählbar in:
Aktuelle Forschungsfelder der Sprachwissenschaft: Semantik und Wortschatz, Konzeptionsmodul MA Germanistik (Kolloquium, 30 Min.);
Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie (Hausarbeit [für LA (ab 2019) zusätzlich andere Prüfungsform als Option möglich])
„Profilbildung Linguistik“, „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“ (Studienleistung/Kompetenzprüfung)
Inhaltliches Konzept
Wortschatzsammlungen und das Erstellen regionalsprachlicher Wörterbücher gehören zu den frühesten Formen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem niederdeutschen, speziell dem mecklenburgischen Dialekt. Bereits 1582 legt der Rostocker Professor Nathan Chytraeus mit dem Nomenclator latinosaxonicus ein zweisprachiges, lateinisch-niederdeutsches Wörterbuch vor, das in der Folgezeit zahlreiche Auflagen und Bearbeitungen sowie Erweiterungen erfährt. Im 18. Jahrhundert sammelt der Bützower Juraprofessor Ernst Johann Friedrich Mantzel sogenannte „Idiotismen“ (das bedeutet regionale Spezifika) bzw. „Provinzial-Wörter“ des Mecklenburgischen. Bis zum beginnenden 20. Jahrhundert erscheinen mit den Arbeiten etwa von Friedrich Frehse und Carl Friedrich Müller verschiedene weitere Wortschatzsammlungen. Aber erst mit der Institutionalisierung der Erforschung des Niederdeutschen im Zuge der Einrichtung universitärer Lehrstühle und Arbeitsstellen (in Rostock im Jahre 1920) beginnt die eigentliche wissenschaftliche Dialektlexikographie, die für das Mecklenburgische mit den Namen von Richard Wossidlo und Hermann Teuchert, des ersten Lehrstuhlinhabers für Niederdeutsche Philologie in Rostock, verbunden ist. 1937 erscheint die erste Lieferung des Mecklenburgischen Wörterbuches, das in insgesamt 7 Bänden den traditionellen mecklenburgischen Wortschatz verzeichnet und erst im Jahre 1992 abgeschlossen wird. Das Mecklenburgische Wörterbuch steht innerhalb einer ganzen Reihe sogenannter großlandschaftlicher Wörterbücher, die den Wortschatz der einzelnen niederdeutschen Sprachlandschaften systematisch zu erfassen suchen (etwa Hamburgisches Wörterbuch, Pommersches Wörterbuch... ). Zugleich sind in den letzten Jahren vermehrt Wörterbücher erschienen, die nicht allein den traditionellen, ländlich geprägten niederdeutschen Wortschatz aufnehmen, sondern aktuelle Wortschatzentwicklungen und damit den ‚modernen‘ Alltagswortschatz beispielsweise des Mecklenburgisch-Vorpommerschen berücksichtigen, wie etwa die Wörterbücher von Renate Herrmann-Winter.
Seit ungefähr 20 Jahren hat sich zudem die digitale Dialektlexikographie zu einem zunehmend relevanten Arbeitsbereich entwickelt. Fokussiert wird zum einen die Überführung der vorhandenen Wörterbücher ins digitale Zeitalter. Zum andern werden aktuelle Wörterbuchprojekte und -präsentationen von vornherein digital konzipiert. Ein drittes wichtiges Aufgabenfeld ist die digitale Vernetzung von Wörterbüchern, nicht nur um ihre Zugänglichkeit zu erleichtern, sondern auch etwa um wörterbuchübergreifende Recherchen zu ermöglichen. Führend auf diesem Gebiet im deutschsprachigen Raum ist das Trierer Wörterbuchnetz (https://woerterbuchnetz.de) Viertens schließlich spielt die Verlinkung der digitalen Wörterbücher mit ihren Archiven und Quellen eine zunehmend wichtige Rolle.
Im Seminar betrachten wir zum einen anhand ausgewählter Beispiele die Entwicklung der Dialektlexikographie des Niederdeutschen, wobei der mecklenburgische Sprachraum im Mittelpunkt der Diskussion stehen wird. Hierbei sollen Fragen unter anderem nach der Konzeption, dem Aufbau und dem Wortbestand der verschiedenen Wörterbücher sowie der Entwicklungen des mecklenburgischen Wortschatzes beantwortet werden. Gleichzeitig dient das Seminar der Vertiefung von Kenntnissen im Bereich der Lexikologie und Lexikographie sowie Dialektologie. Zum andern sollen am Beispiel des Mecklenburgischen Wörterbuches sowie des Trierer Wörterbuchnetzes aktuelle Aufgaben und Methoden der digitalen Lexikographie diskutiert werden. Grundlage hierfür ist ein aktuelles Digitalisierungsprojekt der Universitäten Rostock und Trier, in dessen Mittelpunkt das Mecklenburgische Wörterbuch steht, das gegenwärtig in das Trierer Wörterbuchnetz eingebunden und zugleich mit seinen digitalisierten Archivmaterialien und Quellen verknüpft wird. Auf diese Weise soll dem Benutzer unter anderem der Entstehungsprozess von Wörterbucheinträgen nachvollziehbar gemacht werden.
Die Anmeldung erfolgt durch die Eintragung in die Lehrveranstaltung bei Stud.IP im offiziellen Einschreibezeitraum.
Literatur
Gundlach, Jürgen: Das Mecklenburgische Wörterbuch von Richard Wossidlo und Hermann Teuchert. Seine Geschichte und seine Aussage. In: Niederdeutsches Jahrbuch 115 (1992), S. 145–158.
Mecklenburgisches Wörterbuch. Hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Aus den Sammlungen Richard Wossidlos und aus den Ergänzungen und nach der Anlage Hermann Teucherts. 7 Bde. Berlin 1942–1992. Unveränd., verkleinerter Nachdruck der Erstauflage von 1937–1992. Neumünster 1996. Nachtrag und Index bearb. unter d. Leitung von Christian Rothe. Neumünster 1998.
Schmitt, Christoph: „Wossidlo-Teuchert“ online. Potentiale einer korpusbasierten digitalen Präsentation des Mecklenburgischen Wörterbuchs vor dem Hintergrund seiner Entstehungsgeschichte. In: Bieberstedt, Andreas / Brandt, Doreen / Ehlers, Klaas-Hinrich / Schmitt, Christoph (Hrsg.): Titel: 100 Jahre Niederdeutsche Philologie: Ausgangspunkte, Entwicklungslinien, Herausforderungen. Teil 1: Schlaglichter auf die Fachgeschichte. Berlin u.a. 2023, S. 323-359. |