Kommentar |
Im Zentrum der Wissenschaftsphilosophie steht die systematische Reflexion über die begrifflichen und methodischen Grundlagen der empirischen Wissenschaften, ihre Ziele, Leistungen und Grenzen. Die Wissenschaftsphilosophie fragt nach den Bedingungen, unter denen die empirischen Wissenschaften betrieben werden; gleichzeitig beschäftigt sie sich mit den tiefgreifenden Veränderungen des wissenschaftlichen Wissens und den Transformationen der begrifflichen Strukturen wissenschaftlicher Theorien, problematisiert aber auch die Geltungs-, Akzeptanz- und Erklärungsansprüche der Erfahrungswissenschaften und ihre rationalen Beurteilungskriterien. Dabei arbeitet die Wissenschaftsphilosophie eng mit anderen Disziplinen wie der Wissenschaftsgeschichte und der Wissenschaftssoziologie zusammen. Ausgehend von einer Diskussion des Induktions- und des Abgrenzungsproblems im Zusammenhang mit Karl Poppers Klassiker Logik der Forschung wird im Kurs die Tragfähigkeit wissenschaftsphilosophischer Positionen im Hinblick auf die konkrete wissenschaftliche Praxis, aber auch mit Bezug auf die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte sowie die sozialen und politischen Aspekte der Wissenschaften beleuchtet. Einen Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung bietet hier insbesondere Thomas S. Kuhns Buch Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen (Wissenschaftliche Gemeinschaft, Paradigmenwechsel, wissenschaftliche Revolutionen). Darüber hinaus werden im Seminar zentrale wissenschaftsphilosophische Texte von Ludwik Fleck (Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache), Paul Feyerabend (Wider den Methodenzwang) und Imre Lakatos (Die Methodologie wissenschaftlicher Forschungsprogramme) sowie Robert K. Merton (Wissenschaft und demokratische Sozialstruktur), Jürgen Habermas (Erkenntnis und Interesse) und Pierre Bourdieu (Vom Gebrauch der Wissenschaft) gelesen und diskutiert.
Der Kurs soll die Analyse und Interpretation philosophischer Texte schulen. Gleichzeitig soll die Fähigkeit zur kritischen Reflexion, Argumentation und Problemlösung trainiert werden.
Die regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung wird vorausgesetzt.
Die Besprechung des Seminarplans und die Ausgabe einer detaillierten Literaturliste erfolgen in der ersten Sitzung; je nach Modul werden auch die Seminaraufgaben (Impulsreferat, Erstellung eines Handouts, Anfertigung eines Protokolls) verteilt, außerdem kann die Prüfungsvorleistung (Essay) im Rahmen des Kurses erbracht werden. |
Literatur |
Empfohlene Literatur:
Alan F. Chalmers, Wege der Wissenschaft. Einführung in die Wissenschaftstheorie. 5., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin/Heidelberg/New York: Springer 2001.
Andreas Bartels und Manfred Stöckler (Hgg.), Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch. 2., durchgesehene und korrigierte Auflage, Paderborn: Mentis 2009. |