Kommentar |
Der Kompaktkurs behandelt grundlegende Positionen, Konzepte und Theorien der Sprachphilosophie in systematischer und ideengeschichtlicher Perspektive. Insbesondere werden Fragen
- zur Natur der Sprache (Was ist der Ursprung der Sprache, wie ist sie entstanden und hat sie sich langfristig entwickelt? Welche grundlegenden strukturellen Merkmale besitzt Sprache? Gibt es universelle sprachliche Konzepte oder Prinzipien, die in allen Sprachen vorhanden sind?),
- zu Referenz, Sinn und Bedeutung (Welche Rolle spielen Referenz, Sinn und Bedeutung bei der Interpretation von Sprache? Wie werden sie in verschiedenen Sprachtheorien verstanden, konstruiert und vermittelt?),
- zum Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit (Wie spiegelt die Sprache unsere Vorstellungen von der Realität wider?),
- zur Beziehung von Sprache und Macht (Inwiefern ist Sprache ein Instrument der Macht? Wie können bestimmte sprachliche Formulierungen oder Diskurse zur Beeinflussung oder Manipulation eingesetzt werden?),
- zum Verhältnis von Sprache und Kommunikation (Wie beeinflusst Sprache unsere Kommunikation? Welche Rolle spielen Worte, Tonfall, Körpersprache und andere sprachliche Elemente? Was ist der zwanglose Zwang des besseren Arguments?),
- zur Beziehung von Sprache und künstlicher Intelligenz (Inwiefern kann künstliche Intelligenz Sprache generieren, die von menschlicher Sprache kaum zu unterscheiden ist?) sowie
- zum Verhältnis von Sprache und Identität (Wie kann Sprache zur Konstruktion von Identitäten und Zugehörigkeiten beitragen? Inwiefern prägt unsere Sprache unsere Selbstwahrnehmung und die Art und Weise, wie wir uns anderen gegenüber ausdrücken?)
im Mittelpunkt des Seminars stehen. Auf der Grundlage eines der wichtigsten und einflussreichsten Texte zur Rolle und Bedeutung der Sprache, Ludwig Wittgensteins 1953 posthum erschienene Philosophische Untersuchungen, werden seine Gedanken zu Sprachspielen, Familienähnlichkeiten, zum Regelfolgen und hinweisenden Benennen sowie zu einer privaten Sprache der unmittelbaren Empfindungen vorgestellt und anhand ausgewählter Textpassagen („Bemerkungen“) vertiefend diskutiert. Daneben werden zentrale Positionen der Sprachphilosophie von der Antike (Platon, Aristoteles), über die Neuzeit (John Locke) bis zur Moderne (Friedrich Nietzsche, Gottlob Frege, John L. Austin, John Searle, Paul Grice, Jürgen Habermas, Noam Chomsky, Donald Davidson, Michael Tomasello) vorgestellt und erläutert, wobei auch Willard Van Orman Quines Wort und Gegenstand und das Problem einer radikalen Urübersetzung zur Diskussion stehen.
Der Kurs soll die Analyse und Interpretation philosophischer Texte schulen. Gleichzeitig soll die Fähigkeit zur kritischen Reflexion, Argumentation und Problemlösung trainiert werden.
Die regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung wird vorausgesetzt.
Die Besprechung des Seminarplans und die Ausgabe einer detaillierten Literaturliste erfolgen in der ersten Sitzung; je nach Modul werden auch die Seminaraufgaben (Impulsreferat, Erstellung eines Handouts, Anfertigung eines Protokolls) verteilt, außerdem kann die Prüfungsvorleistung (Essay) im Rahmen des Kurses erbracht werden. |
Literatur |
Empfohlene Literatur:
Elisabeth Leiss, Sprachphilosophie. 2., aktualisierte Auflage, Berlin/Boston: de Gruyter 2012.
Gerald Posselt und Matthias Flatscher, Sprachphilosophie. Eine Einführung. Unter Mitarbeit von Sergej Seitz, Wien: Facultas 2016.
Albert Newen und Markus Schrenk, Einführung in die Sprachphilosophie, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2019. |