Kommentar |
Konflikte zwischen Nationalitäten bilden immer noch die Hauptursache für Auseinandersetzungen und Kriege und haben die Menschen Jahrtausende lang gegeißelt und zu zwei katastrophalen Weltkriegen geführt. Die Mehrheit der heutigen Konflikte spielt sich nicht allein zwischen Staaten ab, sondern innerhalb der Staaten, infolge der Spannungen zwischen Zentralstaat und nationalen Minderheiten oder zwischen Nationalitäten. Ideale Grenzziehungen sollten der Selbstbestimmung der Betroffenen folgen. Aber solche lassen sich nur schwerlich verwirklichen. Für die Lösung von Grenzfragen zwischen Staaten und den Schutz von Minderheiten in einem fremden Staat, bietet sich deshalb das Autonomiemodell an. Südtirol bietet sich als ideales Untersuchungsobjekt an, dessen Schicksal in einem fremden Staat (Italien) über hundert Jahre lang verfolgt werden kann. Viele Länder suchen für ihre Minderheiten Lösungen nach diesem Muster. Vor allem im Osten Europas, gilt es noch viele offene Minderheiten-Probleme zu lösen. Dazu stellen sich allerdings Fragen, wie eine solche Autonomie funktioniert, wie nachhaltig dieses Modell, wie resistent es gegenüber den Entwicklungen im Staat ist, welche Rolle Wahlsysteme spielen, welche Transitionen der Staat selbst vollzieht und wie sich diese auswirken, welche Rahmenbedingungen im Staate und in der Autonomie die besten Voraussetzungen für eine Friedenslösung bieten.Wir vergleichen in diesem Seminar auch andere Autonomielösungen, besonders jene der Åland Inseln (Finnland), die eine ähnlich wechselvolle Geschichte erlebt haben. Ein weiterer Vergleich lohnt sich mit Hongkong (China), einer mit Kompetenzen sehr stark ausgerüsteten Autonomie, um zu untersuchen, warum sie so kläglich gescheitert ist. Wir wollen uns auch fragen, warum viele Staaten ihren Minderheiten keine Rechte gewähren und ob ein solches Verhalten überhaupt in ihrem Interesse liegt. Schließlich wollen wir gemeinsam prüfen, welche Elemente eine Autonomie enthalten sollte, um sich nachhaltig für eine Friedenslösung zu bewähren. |
Literatur |
- Peterlini, O. (2023). Autonomie als Friedenslösung: Südtirol am Prüfstand und im Vergleich – Stärken, Schwächen und Merkmale einer idealen Autonomie. Facultas Verlag, Wien; Nomos Verlag, Baden-Baden.
- Benedikter, T. (2021): 100 Jahre moderne Territorialautonomie, Was kann Autonomie? Hintergründe, Einschätzungen, Gespräche zu Autonomie weltweit, LIT Verlag, Berlin.
- Dosch J. / Lakatos, M. (2020). South Tyrol and Åland: Collective Identity in the Interplay of Old and New Minorities." Studies in Ethnicity and Nationalism, Vol. 20, No. 2: 188–207. DOI: 10.1111/sena.12323
- Ghai, Y. / Woodman, S. (Hg) (2013): Practising Self-Government: A Comparative Study of Autonomous Regions. Cambridge University Press, Cambridge, New York.
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