Senecas Tragödien, die einzigen erhaltenen römischen Tragödien, werden oft als „psychologische Dramen“ bezeichnet, weil sie sich in markanter Abwendung vom Tragödienkonzept der griechischen Vorbilder auf die Abgründe der menschlichen Seele (Hass, Aggression, Rache) fokussieren und dabei Inkonsistenzen des Handlungsverlaufs bewusst in Kauf nehmen. Nicht umsonst hält die Diskussion um die (Nicht-)Aufführbarkeit der Stücke bis heute unvermindert an. Der Hercules furens ist wegen seiner Monologizität durchaus kritisiert worden; doch eben diese langen Gedankengänge einer grollenden Göttin Iuno und eines von Selbstbewusstsein zu Megalomanie changierenden Helden verleihen dem Text eine ergreifende Vielschichtigkeit und Tiefe, sodass der Leser mitleidet, wenn der Held fällt.
Im Zentrum der Kursarbeit steht die kursorische Lektüre der gesamten Tragödie mit gelegentlichen Seitenblicken auf das andere Hercules-Drama Hercules Oetaeus, dessen Authentizität umstritten ist.
Verbindliche (!) Textgrundlage (lat. Text wird kurz vor Semesterbeginn in Stud.IP eingestellt): L. Annaei Senecae Tragoediae rec. berv. adn. crit. instr. Otto Zwierlein. Oxford 1986 (OCT).
Kommentare: Billerbeck, Margarethe (Hg.): Seneca. Hercules furens. Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar. Leiden u.a. 1999; Fitch, John G. (ed.): Seneca’s Hercules Furens. A Critical Text with Intr. and Comm. Ithaca, NY 1987. |