Soziologische Betrachtungen der Denkmuster des „Rechtsextremismus“ (Blockseminar)
Nicht erst die Bundestagswahlen im Februar 2025 und die Sorge vieler Menschen vor Koalitionen mit der AfD oder aber einer starken extrem rechten Opposition im Bundestag rücken das Thema „Rechtsextremismus“ derzeit verstärkt in den medialen Fokus. Extrem rechtes Denken ist aber kein Phänomen eines extrem rechten Randes, sondern findet sich in seinen verschiedenen Facetten bis in die Mitte der Gesellschaft, wie die so genannten Mitte-Studien und die Autoritarismusstudien seit Jahren betonen. Der Begriff „Rechtsextremismus“ ist aus sozialwissenschaftlicher Perspektive darum kritikwürdig, denn er geht von einer ideologisch unschuldigen politischen Mitte aus, die von den Rändern durch Extremismen bedroht werde. Gerade in Zeiten des Zulaufes, den extrem rechte Parteien, wie die AfD erfahren, ist es obsolet den Begriff des „Rechtsextremismus“ vom politischen Rand her zu denken.
Gleich zu Beginn Ihres Studiums der Soziologie und der Sozialwissenschaften haben Sie die Grundbegriffe der Soziologie kennengelernt: Sie hörten etwas über gesellschaftlichen Wandel, über Identität, Gemeinschaft und Gesellschaft, über Institutionen und Kultur oder beispielsweise über Geschlecht/ gender. Sie haben gelernt, wie die Soziologie diese auch im Alltag gängigen Begriffe verwendet und wie ein soziologischer Blick auf Gesellschaft aussieht und was die soziologische Brille ist, mit der Sie idealerweise fortan die Gesellschaft betrachten. Wir wollen im Seminar herausfinden, wie diese Begriffe auch in Denkmustern der extrem Rechten benutzt werden: Was meinen extrem rechte Personen, wenn sie von Kultur sprechen; was steckt hinter der Rede eines gesellschaftlichen Zerfalls; der mit der modernen Gesellschaft einsetzte und sich bis heute durchziehe; wie denken (nicht nur) extrem Rechte über Geschlechter und deren Rollen und in welcher Weise trägt dieses Denken zur inhaltlichen Füllung von Ideologien wie Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus oder Sexismus bei?
Wir kontrastieren im Seminar soziologisches Denken – das im Zusammenleben von Menschen keine Selbstverständlichkeit, keine Natursache, kein Schicksal anerkennt – mit dem extrem rechten Denken – welches kulturalisierend, essentialisierend und mythologisierend das Soziale beschreibt. Wir lesen sozialwissenschaftliche Texte, aber wir wollen auch in der Auseinandersetzung mit einigen Originaltexten der extrem Rechten deren Denkmuster nachvollziehen.
Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt und ist teilnahmebeschränkt (15 Studierende).
Vorbesprechung und Einführung: 07.04., 15.15-16.45 Uhr
Block: 20. und 21.06. (jeweils von 9.15-16.45 Uhr)
Nachbesprechung/ Abschlusssitzung: 09.07., 13.15-15.45 Uhr
Basisliteratur:
Abels, Heinz (1984): Einführung in die Soziologie. Band 1: Der Blick auf die Gesellschaft. Wiesbaden: Springer VS.
Abels, Heinz (2007): Einführung in die Soziologie. Band 2: Die Individuen in ihrer Gesellschaft. Wiesbaden: VS.
Virchow, Fabian/ Langebach, Martin/ Häusler Alexander (2017 [2016]) (Hrsg.): Handbuch Rechtsextremismus. Wiesbaden: VS. (verfügbar als Online Ressource in der UB Rostock).
Übersicht Mitte-Studien: https://www.fes.de/referat-demokratie-gesellschaft-und-innovation/gegen-rechtsextremismus/publikationen/studien/gutachten
Übersicht Autoritarismus-Studien: https://www.boell.de/de/leipziger-autoritarismus-studie
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