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Bereits ein kurzer Blick in italienische und französische Literaturgeschichten zeigt sehr deutlich, dass die Werke von Autorinnen nach wie vor in der Minderheit sind; dies wird ihrem Einfluss auf die Literaturgeschichte nicht gerecht und stellt entsprechend ein großes Ungleichgewicht dar. Mittlerweile lassen sich aber mehr und mehr Bestrebungen einer Re-Etablierung von Autorinnen im literarischen Kanon erkennen, was sich u.a. in entsprechenden Publikations- und Forschungsprojekten auch im deutschsprachigen Raum niederschlägt.
Die Vorlesung knüpft an diese aktuelle Entwicklung an; beleuchtet wird u.a. die Frage nach den Mechanismen und Strukturen der jeweiligen literarischen Felder, die für einen Ausschluss von Autorinnen aus dem literarischen Kanon gesorgt haben bzw. sorgen. Ergänzend wird der Frage nachgegangen, wie Autorinnen sich im gesellschaftlichen, politischen und literarischen bzw. künstlerischen Diskurs ihrer Zeit positionieren.
Einer komparatistischen Perspektive folgend, werden in den einzelnen Sitzungen Autorinnen aus Frankreich und Italien vom Mittelalter bzw. der Frühen Neuzeit bis zur Moderne in den Fokus gerückt, angefangen bei Christine de Pizan über Louise Labé und die italienischen Petrarkistinnen bis zu Madame de Staël im 19. Jahrhundert. Ein Schwerpunkt liegt auf Autorinnen der Moderne und der Avantgarde – die teilweise auch untereinander vernetzt waren – wie Anna de Noailles, Colette, Sibilla Aleramo, Grazia Deledda und Claude Cahun. Abgerundet wird der diachrone Überblick durch einen Exkurs zum Einfluss von Autorinnen auf aktuelle Genres, u.a. am Beispiel der Autosoziobiographie in Verbindung mit den Werken von Annie Ernaux. |