Kommentar |
Seit dem Ausgang des 19. Jahrhunderts bildet „die Hanse“ einen zentralen Ursprungsmythos des deutschen Geschichtsbewusstseins. Diente sie zunächst als Legitimation für die Seemacht-Ambitionen des Kaiserreichs und dann als solche für die Ost-Expansion des Nationalsozialismus, so wurde sie nach 1945 im Westen zum Paradigma für das Geschäftsstreben des redlichen Kaufmanns, im Osten zu einem solchen für den antifeudalen Aufbruch der frühbürgerlichen Klasse. Rudimente all dieser Deutungen lassen sich unschwer in populären Geschichtsmedien nachweisen. Insofern bleibt die Hanse auch für heutige Studierende von großem Interesse. Gleichzeitig ist sie in den letzten Jahren auch in der Mittelalterforschung wieder zu einem Thema geworden.
Im Proseminar wollen wir versuchen, dieses Phänomen vor dem Hintergrund seines geschichtlichen Kontextes zu verstehen, indem wir ausgehen von den politischen, sozialen kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen im spätmittelalterlichen Nordeuropa. Dabei bildet das Beispielthema zugleich den Hintergrund für die Vermittlung von Basiswissen zur mittelalterlichen Geschichte, geschichtswissenschaftlicher Propädeutik und Hilfswissenschaften. |
Literatur |
Jahnke, Carsten: Die Hanse, Stuttgart 2014 (Reclams Universalbibliothek 19206).
Kümper, Hiram: Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann. Die Deutschen und die Hanse. Berlin 2020.
Hans-Werner Goetz: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 42014 (UTB 1719). |