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Hinweis für LA-Studierende: besonders geeignet für Studierende in den mittleren und höheren Semestern
Zu den Gebieten, für die sich die „Neue Diplomatiegeschichte“ in besonderer Weise interessiert, gehören interkulturelle Beziehungen, und zwar insbesondere die zwischen Akteuren der lateinchristlichen europäischen Mächte und des Osmanischen Reichs. Im Blick der Forschung stehen dabei vor allem das diplomatische Zeremoniell (und damit verbundene Missverständnisse und Spannungen), Erfahrungen der Fremdheit und Komplikationen in der Distanzkommunikation. Florian Kühnel verfolgt in seiner jüngst veröffentlichen Studie einen besonders interessanten Ansatz, der unser Bild interkultureller Diplomatie an der „Hohen Pforte“ wesentlich ergänzt und teilweise auch korrigiert: er analysiert das Zusammenspiel unterschiedlicher Akteure – Botschafter, Sekretäre, Dragomane (Übersetzer), Agenten und Informanten – in den Gesandtschaften am Bosporus. Seine Arbeit bietet einen faszinierenden Einblick in vormoderne Diplomatie in der Praxis, das Selbstverständnis der und die Beziehungen zwischen den beteiligten Akteuren in einem anspruchsvollen interkulturellen Umfeld. Die Übung soll damit sowohl Wissen darüber vermitteln, was Diplomatie und Interkulturalität in der Frühen Neuzeit bedeuteten als auch in die Methodik der „Neuen Diplomatiegeschichte“ einführen. |