Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet: 
BA Ger „Spezialisierung Linguistik“, „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“; LA Deutsch „Spezialisierung Linguistik“, „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, Master Bepäd (Deutsch als ZF) / Master Wipäd (Deutsch als ZF „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Profilbildung Linguistik“; Master Ger (2013), Master Ger, Erstfach/Zweitfach „Semantik und Wortschatz“ 
  
Modulprüfung wählbar in: 
„Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“ (HA, zusätzlich andere Prüfungsform als Option möglich), „Profilbildung Linguistik“ (Studienleistung/Kompetenzprüfung); 
„Projekte Master Germanistik“, „Konzeptionsmodul“, Sprachliche Varietäten und Sprachgebrauch: Semantik und Wortschatz (Kolloquium, 30 min)  
  
Inhaltliches Konzept: 
Der Wechsel vom Niederdeutschen zum Hochdeutschen als Schriftsprache in Norddeutschland im ausgehenden 16. Jahrhundert bedeutete, dass über mehrere Jahrhunderte hinweg Schülerinnen und Schüler (SuS) mit niederdeutscher Erstsprache (L1) beim Schuleintritt mit der Notwendigkeit konfrontiert waren, Lesen und Schreiben quasi in Form einer (hochdeutschen) Fremdsprache zu erlernen. Dieses Problem der „Anderssprachigkeit“ von SuS insbesondere aus dem ländlichen Bereich und den unteren sozialen Schichten wurde seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend in sprachpädagogischen Schriften adressiert und in schulpraktischen Texten wie Lehrbüchern für den Anfangsunterricht zu korrigieren gesucht. Gleichzeitig jedoch wurde das Niederdeutsche im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend auch als Sprache mit einem kulturellen Eigenwert erkannt und gefordert, ihr einen entsprechenden Platz im Unterricht einzuräumen. In der Gegenwart haben sich die sprachlichen Verhältnisse grundlegend gewandelt. Das Niederdeutsche wird nur noch von einer begrenzten Anzahl an Dialektsprechern, vor allem der älteren Generation beherrscht. Folgerichtig verfolgt die schulische Behandlung des Niederdeutschen seit den 1980er Jahren einen neue Zielrichtung und dient dem Spracherhalt. Verstärkt wird diese bildungspolitische Neuorientierung durch die Aufnahme des Niederdeutschen als schützenswerte Regionalsprache in die Europäische Sprachencharta im Jahre 1998. 
Im Seminar werden wir uns mit den grundlegenden Entwicklungslinien und Argumentationsmustern dieses Diskurses um das Thema „Niederdeutsch und Schule“ auseinandersetzen und dessen praktische Umsetzung im Unterricht betrachten. Zu diesem Ziel werden wir ausgewählte pädagogische und didaktische Texte des 18. bis 21. Jahrhunderts lesen und analysieren. Hierzu zählen neben allgemeinen sprachkritischen Schriften pädagogische Abhandlungen, pädagogische Handreichungen für Lehrkräfte und historische und aktuelle Schulmaterialien (Lese-/Lernbücher, Fibeln, Schulgrammatiken). Auf diese Weise wollen wir uns nicht nur mit Aspekten der norddeutschen Kultur- und Bildungsgeschichte des 18. bis 21. Jahrhunderts auseinandersetzen, sondern zugleich die Sprachgeschichte des norddeutschen Raums seit dem 16. Jahrhundert in ihren wesentlichen Grundzügen beleuchten.    |