Kommentar |
Das 20. Jahrhundert zählte ohne Zweifel zu den brutalsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Dem Seminar liegt ein biographischer Ansatz zugrunde. Es fragt nach der prägenden Macht des Faktors Persönlichkeit und den vielen „Gesichtern“, aus denen das Jahrhundert zusammengesetzt war. Individualitäten haben auch frühere Epochen geprägt, allerdings innerhalb von Nationen, Dynastien oder Reichen. Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg betrat eine neue Art von Politikern die Weltbühne: Sie zertrümmerten, scheinbar aus dem Nichts kommend, die gewohnten Ordnungen und gaben der Weltgeschichte eine neue Richtung. Lenin, Stalin, Hitler, Mao, mit größeren Abstrichen Mussolini und geographisch begrenzt Pol Pot vollzogen mit ihrem entfesselten Terror einen deutlichen Bruch mit der Zivilisationsgeschichte der Neuzeit. Die Monarchen des Jahrhunderts agierten sehr unglücklich und ruinierten ihre Imperien. Einige politisierende Generale besaßen zum Teil diktatorische Fähigkeiten, andere entfalteten demokratische Einstellungen. Aber auch die Demokratien hatten ihre starken Persönlichkeiten, die als „Retter“, Krisenmanager oder Reformer wirksam wurden. In der Veranstaltung werden zum einen Biographien aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede erörtert sowie die Pluralität des jeweiligen Individuellen erarbeitet. Zum anderen wird nach dem Versagen der Sicherungsmechanismen eines hochmodernen, zivilisierten Staates gefragt, welches dazu führte, dass eine wie auch immer fehlgeleitete Person so viel Unheil anrichten konnte.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 14.02.2022, 12:00 Uhr bis 18.03.2022, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 18.03.2022, 16:10 Uhr |
Literatur |
Hans-Peter Schwarz: Das Gesicht des Jahrhunderts, Berlin 1998. Der Faktor Persönlichkeit in der internationalen Politik: Perspektiven aus Wissenschaft, Politik und Journalismus, hrsg. von Hendrik W. Ohnesorge, Xuewu Gu, Wiesbaden 2021. |