Kommentar |
Im Seminar widmen wird uns zunächst einer Frage, die sich wohl manche Studierende der Politikwissenschaften stellen: „Wozu müssen wir uns überhaupt noch mit der Geschichte des politischen Denkens beschäftigen?!“. Doch wo das Studium entsprechender Texte von der Antike bis in die Neuzeit allzu schnell als Selbstzweck des Teilbereichs abgetan wird, verpasst man die Chancen, die ein solches Archiv, mit all seinen Kontinuitäten und Brüchen sowie Eigenartigkeiten und Fragwürdigkeiten, in Bezug auf das Verständnis der eigenen Disziplin, aber auch unserer Gesellschaft an sich bietet. Unter einer entsprechenden Prämisse dient der Grundkurs zunächst als Hinführung zu unterschiedlichen methodischen Zugängen und Interpretationsansätzen sowie deren notwendiger Reflexion und Kritik. Der Schwerpunkt des Seminars liegt jedoch auf der Lektüre von Klassikertexten sowie deren Diskussion im Rahmen einer ebenso alten wie aktuellen Kontroverse: Der Suche nach einer guten Ordnung. Übergeordnete Fragestellungen bezüglich der Kritik bestehender bzw. der Ordnungsziele, -normen und -werte neuer Entwürfe, einem zugrundeliegenden Menschenbild sowie Überlegungen der Autoren zu Fragen der Religion, Begriffen von Rationalität und Vernunft oder zum Verhältnis von Individuum und Kollektiv bzw. Mensch und Natur bieten sitzungsübergreifende Orientierung. Von der griechischen Antike bis zur französischen Revolution werden mitunter folgende Autoren und Themen behandelt: Platons Idealstaat, der Staat als Gemeinwesen bei Aristoteles, Ciceros Mischverfassung der römischen Republik, Augustinusʻ Gottesstaat, die Ordnung des ʻguten Staatesʼ bei Thomas von Aquin, Machiavellis positivistische Politik- und Staatstheorie, Jean Bodins Vorstellungen von Souveränität, Staat und Herrscher, Vertrags- und Staatstheorien bei Thomas Hobbes und John Locke, Montesquieus Staatsformenlehre und das Modell der Gewaltenteilung sowie die Demokratietheorie Jean-Jacques Rousseaus. |
Literatur |
• Höffe, Otfried (2014): Geschichte des politischen Denkens. Zwölf Portraits und acht Miniaturen. München: Beck. • Maier, Hans; Denzer, Horst (Hrsg.) (2008): Klassiker des politischen Denkens. Band 1: Von Plato bis Hobbes. München: C.H. Beck. • Maier, Hans; Denzer, Horst (Hrsg.) (2008): Klassiker des politischen Denkens. Band 2: Von Locke bis Max Weber. München: C.H. Beck. • Oberndörfer, Dieter; Rosenzweig, Beate (2000): Klassische Staatsphilosophie. Texte und Einführungen. Von Platon bis Rousseau. München: C.H. Beck. • Salzborn, Samuel (Hrsg.) (2018): Handbuch Politische Ideengeschichte. Zugänge – Methoden – Strömungen. Stuttgart: Metzler. • Busen, Andreas; Weiß Alexander (2013): Ansätze und Methoden zur Erforschung politischen Denkens. Baden-Baden: Nomos. • Weber, Ralph; Beckstein, Martin (2014): Politische Ideengeschichte. Interpreta-tionsansätze in der Praxis. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht. |