Literatur |
H. Börm (Hg.): Antimonarchic Discourse in Antiquity, Stuttgart 2015; A. Demandt: Antike Staatsformen, Berlin 1995; E. Flaig: Den Kaiser herausfordern, Frankfurt 2019; N. Panou – H. Schadee (Hgg.): Evil Lords. Theories and Representations of Tyranny from Antiquity to the Renaissance, Oxford 2018. |
Lerninhalte |
Auch wenn ein Blick in Schulbücher, in denen vor allem die Attische Demokratie und die Römische Republik in den Mittelpunkt gerückt werden, einen anderen Eindruck erwecken mag, so war das Altertum doch vorwiegend von monokratischen Systemen, also Alleinherrschaften, geprägt. In Vorderasien scheint sich spätestens im zweiten Jahrtausend vor der Zeitenwende die Monarchie als die einzig legitime, zumeist religiös begründete Regierungsform etabliert zu haben, und auch im Mittelmeerraum lebten zahlreiche Menschen unter der direkten oder indirekten Herrschaft eines Monarchen. In diesen Systemen, die man als „primäre Monokratien“ ansprechen könnte, stand die Alleinherrschaft nicht zur Debatte; die Frage, ob der jeweilige Herrscher legitim sei oder ersetzt werden müsse, konnte sich allerdings stellen. In den meisten Stadtstaaten – seien es griechische Poleis, Rom oder Karthago – hingegen galt Alleinherrschaft als grundsätzlich problematisch oder als verpönt. Spätestens seit dem 5. Jahrhundert waren die meisten Griechen der Ansicht, eine legitime Monarchie könne es in einer Polis nicht geben, und der Vorwurf, ein Tyrann zu sein oder nach einer Tyrannis zu streben, wurde zu einem wichtigen Instrument der politischen Polemik. In Rom galt die (angebliche) Vertreibung der Könige sogar als Gründungsakt der Republik. Dieser antimonarchische Diskurs erwies sich auch dann noch als hartnäckig, als seit Alexander dem Großen und den Diadochen die meisten Griechen faktisch unter die Herrschaft von Monarchen geraten waren, und dies galt nicht weniger für Rom, nachdem Augustus das Kaisertum begründet hatte. Die so entstandenen „sekundären Monokratien“ waren dadurch geprägt, dass sie in einem diskursiven Umfeld um Legitimität ringen mussten, das eine legitime Alleinherrschaft eigentlich nicht kannte. Die Übung wird in einem weiten Panorama die ideologischen Grundlagen antiker Monokratien diskutieren und anhand ausgewählter Beispiele sowohl die Herrscherideologie als auch die Formen der gegen die Monarchie oder gegen Monarchen gerichteten Kritik analysieren.
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