Kommentar |
Nur wenige historische Gestalten des Mittelalters sind in der deutschen Geschichtswahrnehmung so populär wie Klaus Störtebeker, der angebliche Oberhauptmann der „Vitalienbrüder“, die um 1400 gegen die reichen Kaufleute der Hanse gekämpft haben sollen. Dieses Bild hielt sich lange auch in der Forschung. Seit einigen Jahren jedoch wird es sehr grundsätzlich in Frage gestellt. Waren die „Vitalienbrüder“ „Seeräuber“? Gab es im spätmittelalterlichen Nordeuropa überhaupt „Piraten“? Neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass alle Akteure auf See potentiell gewalttätig waren. Es waren die Kauf- und Seeleute selbst, die einander Waren und Schiffe wegnahmen. Und dies war auch nicht etwa grundsätzlich illegitim. Dem Anderen „Piraterie“ zu unterstellen, war dabei eines von vielen Mitteln, im Konflikt die eigene Position zu verbessern. Die maritimen Gewaltakteure der Hansezeit bieten sich für einen Zugang zur Wirtschafts-, Sozial- und Rechtsgeschichte des Spätmittelalters insofern besonders an. Wir wollen uns diesem Phänomen exemplarisch anhand von Fallbeispielen und Einzelpersonen nähern. Dazu werden wir ausgehend von ausgewählten Quellenbeispielen Personeneinträge für ein Wiki erstellen, an dem seit mehreren Jahren im Rahmen von Lehrveranstaltungen gearbeitet wird. Aus diesen Rechercheprojekten werden dann auch die Seminararbeiten hervorgehen: https://prosopographie.fandom.com/de/wiki/Prosopographie_Wiki
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 13.02.2023, 12:00 Uhr bis 17.03.2023, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 17.03.2023, 16:10 Uhr |
Literatur |
Jahnke, Carsten: Die Hanse, Stuttgart 2014. Kümper, Hiram: Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann. Die Deutschen und die Hanse. Berlin 2020. Rohmann, Gregor: Jenseits von Piraterie und Kaperfahrt. Für einen Paradigmenwechsel in der Geschichte der Gewalt im maritimen Spätmittelalter, in: Historische Zeitschrift 304, H. 1 (2017), S. 1-48. Höhn, Philipp: Kaufleute in Konflikt. Rechtspluralismus, Kredit und Gewalt im spätmittelalterlichen Lübeck, Frankfurt a. M., New York 2021. |