Kommentar |
Deutschland ist im Jahr 2024 ein Einwanderungsland. Auch wenn Migrationen seit vielen Jahrhunderten die Geschichte Mitteleuropas prägen, bleibt die historische Vorstellung von Deutschland als einem reinen Auswanderungsland weiterhin wirkmächtig. In diesem Proseminar möchten wir historische Beispiele von Einwanderung in die deutschen Länder mit anderen Formen der Migration vergleichen, kontrastieren und analysieren. Bereits ab dem späten 19. Jahrhundert zogen polnische Arbeiter:innen in die Industriezentren im Ruhrgebiet während jüdische Migrant:innen Zuflucht vor den Pogromen im Zarenreich suchten. Im Jahr 1910 betrug die Zahl der registrieren, nach Deutschland migrierten Menschen ca. 1,3 Millionen. Auch die Weimarer Republik war eine multikulturelle Einwanderungsgesellschaft. Im Nationalsozialismus erreichte wiederum die Zwangsmigration nach Deutschland ungekannte Ausmaße. Nach dem Zweiten Weltkrieg prägten Einwanderungsbewegungen sowohl die BRD als auch die DDR und migrantische Kulturen prägten eine „Einwanderungsgesellschaft wider Willen“. Das Proseminar vermittelt auf der Basis historischer Quellen und aktueller Forschungstexte einen Überblick über die Migrationsgeschichte Deutschlands im „langen“ 20. Jahrhundert. Die Kenntnis der deutschen Migrationsgeschichte kann gesellschaftliche Debatten historisch unterfüttern und Migration im Kontext globaler Entwicklungen verständlich machen.
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Literatur |
Einführende Literatur: Dirk Hoerder, Geschichte der Deutschen Migration. Vom Mittelalter bis heute, München 2010; Sylvia Hahn, Historische Migrationsforschung (Frankfurt 2012); Maria Alexopoulou, Deutschland und die Migration. Geschichte einer Einwanderungsgesellschaft wider Willen, Stuttgart 2020.
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