Kommentar |
Die Lernpsychologie lehrt, dass Emotionen beim Denken und bei der Fähigkeit zur kognitiven Problemlösung eine wichtige Rolle spielen. Doch was heißt das für das historische Lernen? Inwieweit braucht es emotionale oder affektive Lernzugänge? Müssten Geschichtsmittler:innen in der Schule und außerhalb von ihr Lernende nicht beständig mit Verfahren, Medien und Methoden in Berührung bringen, die sie bei ihren Emotionen packen? Der große Einwand dagegen ist stets der Verweis auf den Beutelsbacher Konsens und sein Überwältigungsverbot. Auch der Verweis auf die Förderung reflexiven Geschichtsbewusstseins wird häufig in die Diskussion eingeworfen. Doch wäre gerade zu klären, inwieweit Emotionalität und Reflexivität beim Lernen als Gegensatz konstruiert werden kann - auch in der Geschichtsvermittlung in der Schule, im Museum, in der Gedenkstätte und an anderen Lernorten.
Davon ausgehend ist gerade vor dem Hintergrund des Lebensweltbezugs auch zu fragen, ob die Gegenstände des historischen Lernens nicht einer Verschiebung bedürften beziehungsweise wie bestimmte Felder hier besonderer Betrachtung bedürfen. Zu denken ist etwa an den Umgang mit Gewalt (Massenverbrechen, Verfolgung) und mit Körperlichkeit/ Körpergeschichte/Sexualität.
Hingewiesen sei auf ein paralleles geschichtstheoretisches Seminar, das ähnliche Fragestellungen für die fachwissenschaftlichen Zugänge, Methoden und Untersuchungsweisen verfolgt. |
Literatur |
Julia Brauer/Martin Lücke (Hg.): Emotionen, Geschichte und historisches Lernen. Geschichtsdidaktische und Geschichtskulturelle Perspektiven. Göttingen 2013.
Brauer, Juliane: Emotionen im Geschichtsunterricht. In: Fenn, Monika; Zülsdorf-Kersting, Meik (Hrsg.): Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch für den Geschichtsunterricht, Berlin 2023, S. 217-232. |