Kommentar |
Sexualisierte Gewalt tritt seit Jahrzehnten zunehmend stärker als fundamentale Herausforderung für menschliches Zusammenleben ins gesellschaftliche Bewusstsein. Individuelle Betroffene und Betroffenengruppen erfahren zunehmend mehr Aufmerksamkeit und Gehör, während der Druck auf Institutionen wie Einzelpersonen steigt, auch lange zurückliegende Tatkomplexe aufzuklären und sich ihrer Verantwortung zu stellen. Dasselbe gilt für ganze Staaten, die sich zunehmend internationalen Vereinbarungen unterstellen, und natürlich deren Handeln in Kriegen - denn sexualisierte Gewalt wird seit Jahrzehnten als besonders herausfordernde Form von Kriegsverbrechen betrachtet.
Es sind nur wenig andere Felder denkbar, bei denen eine Beschäftigung mit der Vergangenheit eine solche Gegenwartsrelevanz entfaltet. Wird es dadurch auch zu einem geeigneten Gegenstand historischen Lernens in formalen wie non-formalen Zusammenhängen? Ziel des Seminars ist, Gründe für die retrospektive Beschäftigung mit sexualisierter Gewalt in historischen Lernkontexten zu identifizieren, Herausforderungen zu benennen und mögliche Wege der Vermittlung aufzuzeigen. Ein bedeutsamer Aspekt dabei wird sein, welche besonderen Schwierigkeiten sich stellen, hier das Geschehene zu erhellen, sprich: Vergangenheit zum Sprechen zu bringen. |
Literatur |
Oliver Plessow, Sexualisierte Kriegsgewalt in Geschichtsspielfilmen – mediale Herausforderungen und Potenziale für historisches Lernen, in: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 19 (2020), S. 30-44; ders.: Didaktische Herausforderungen eines gendersensiblen Blicks auf Massenverbrechen - Das Beispiel des Bosnienkriegs |