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Viele Phänomene wie etwa kulturelle Konflikte, Echokammern oder gesellschaftliche Polarisierungen deuten darauf hin, dass praktisch-vernünftige Urteilsbildung nur in Bezug auf Hintergründe aus gemeinsamen Praktiken, Sensibilitäten, Annahmen u.ä. funktionieren kann. Nur im Zusammenhang mit solchen Hintergründen kann etwas als guter Grund, als fair, als meinen oder unseren Respekt fordernd, als meine oder unsere Pflicht oder Berechtigung imponieren. Ein Beispiel: Eine rationale Diskussion über geeignete Maßnahmen bezüglich des Klimawandels (z.B. nicht ob, sondern welche Maßnahmen) setzt bei den Diskutierenden einen Hintergrund an hinreichend gemeinsamen Annahmen und Überzeugungen u.a. im Hinblick auf Existenz, Intensität und wahrscheinlichen Folgen des Klimawandels voraus. Überdies setzt eine solche Diskussion auch voraus, dass den Diskutierenden eine Empfänglichkeit für eine bestimmte Art von Gründen hinreichend gemeinsam ist, nach der sie Existenz, Intensität und wahrscheinliche Folgen des Klimawandels als handlungsmotivierend registrieren (z.B. „Angesichts des Klimawandels sollten wir etwas tun“). Der Begriff „Hintergrund“ deutet dabei an, dass derartige Annahmen, Überzeugungen, Empfänglichkeiten normalerweise nicht im Fokus bewusster Aufmerksamkeit stehen, und zwar aus verschiedenen Gründen nicht.
Das Seminar soll die sozialphilosophische Kategorie des Hintergrunds aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und damit die Kompetenz der Teilnehmenden zum Bewusstmachen und zum kritischen Reflektieren vertrauter wie nicht vertrauter Hintergründe steigern. |