Das Seminar untersucht anhand ausgewählter Beispiele das Potential literarischen und filmischen Erzählens für die Repräsentation kriegerischer Konflikte im kulturellen Gedächtnis. Dabei sollen zwei Konflikte im Vordergrund stehen: der Erste Weltkrieg und der Bürgerkrieg in Ruanda.
Der Roman „La chambre des officiers“ von Marc Dugain (1998) erzählt die Geschichte des Offiziers Adrien Fournier, der unmittelbar nach seinem Einzug in den Kriegsdienst 1914 von einer Granate getroffen wird, die ihm das Gesicht zertrümmert. Gegenstand der Seminardiskussionen wird daneben und im intermedialen Vergleich der gleichnamige Film von François Dupeyron sein (2001): Wie wird um die Jahrtausendwende an das Schicksal der „gueules cassées“ erinnert, unterscheiden sich die Erzählstrategien in Roman und Film, welche Visualisierungsstrategien werden genutzt?
Der Romanautor Gaël Faye (geb. 1982) flüchtete im Jahr 1995 von Burundi nach Frankreich, um dem Völkermord in seinem Land zu entkommen. Sein u.a. mit dem Prix des Lycéens ausgezeichneter Roman „Petit Pays“ (2016) erzählt die Geschichte von Gabriel, der von Bujumbara nach Paris flieht und im Alter von 33 Jahren wieder nach Burundi zurückkehrt. Die Romanlektüre wird vergleichend ergänzt durch den Film „Hotel Ruanda“ (Terry George, 2004), der das kollektive Gedächtnis an den Bürgerkrieg zwischen Tutsi und Hutu bis heute prägt. |