Kommentar |
Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet:
BA Ger „Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“, „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“;
BA Bepäd [Deu als Zweitfach], BA Wipäd [Deu als Zweitfach] „Grundlagen Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“; LA Deutsch „Grundlagen Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“ (LA, Gy; LA, So), „Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“ (LA, Re), „Fachwissenschaftliche Aspekte der Schulrahmenpläne“ (LA, Gy; LA, Re), „Profilbildung Linguistik“ (LA, Gy), „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“ (LA, Re; LA, So [2017]), „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (LA, So [2012, 2014]); Master Bepäd (Deutsch als ZF) / Master Wipäd (Deutsch als ZF) (2016/2017; 2014/2017) „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (2014), „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (2017); Master Ger (2013), Master Ger, Erstfach (2014/2017) „Konzeptionsmodul Master Germanistik“
Modulprüfung wählbar in:
„Grundlagen Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“, „Profilbildung Linguistik“, „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“, „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (Ersatzmodulprüfung E-Paper)
Inhaltliches Konzept
Sprachwandelprozesse und die Entstehung neuer Varianten des Deutschen haben häufig ihre Ursache in historischen oder aktuellen Migrationsbewegungen. Aus historischer Sicht führte z. B. die Auswanderung deutscher Siedler seit dem Mittelalter zur Entstehung von deutschen Sprachinseln in Ost- und Südosteuropa, Asien und Amerika (Siebenbürger Sachsen, Russlanddeutsche, plautdietsche Mennoniten in den USA). In der Gegenwart bewirkt umgekehrt die Immigration größerer ethnischer Gruppen nach Deutschland die Entstehung von neuen ethnolektalen Varietäten („Türkendeutsch“) sowie die Übernahme fremdsprachlichen Wortguts in den deutschen Wortschatz. Neben diesen Formen der sprachraumübergreifenden Außenmigration spielen Phänomene der Binnenmigration eine wichtige Rolle für den überregionalen Sprachausgleich und die Entstehung sprachlicher Mischformen. So übte etwa nach 1945 die kriegsbedingte Zuwanderung von Dialektsprechern aus dem pommerschen, niederpreußischen und hochdeutschen Sprachraum nach Mecklenburg einen großen Einfluss auf den Sprachgebrauch der dortigen Kommunikationsgemeinschaften aus. In der zweiten Hälfte des 20. und im beginnenden 21. Jahrhundert führt vor allem die arbeitsbedingte Binnenmigration zu sprachlichen Anpassungsprozessen auf der individuellen Sprecherebene.
In der Vorlesung wollen wir uns anhand ausgewählter Beispiele mit verschiedenen Formen der Migration und ihren sprachlichen Auswirkungen auf das Deutsche beschäftigen. In einem ersten Vorlesungsteil sollen hierfür wesentliche Theorien, Modelle und Termini der Migrations- und der Sprachkontaktforschung erörtert sowie eine Übersicht zur Rolle von Migrationsbewegungen in der deutschen Sprachgeschichte gegeben werden. Der Hauptteil der Vorlesung ist der Diskussion sprachlich relevanter Migrationsbewegungen in Geschichte und Gegenwart des Deutschen gewidmet. Ein Teil der Sitzungen soll hierbei von Gastvortragenden gestaltet werden, die aus ihrem jeweiligen Forschungsbereich zu diesem Thema berichten. Zur Sprache kommen zum Beispiel die Entwicklung des Jiddischen von einer Variante des Deutschen zu einer eigenständigen Sprache und der nachfolgende Einfluss dieser Sprache auf den deutschen Wortschatz. Als Beispiel für die emigrationsbedingte Entstehung neuer Varianten des Deutschen wird die Entwicklung deutscher Sprachinseln in Osteuropa, Asien und Amerika diskutiert. Aus gegenwartssprachlicher Perspektive wird unter anderem der Sprachgebrauch der Russlanddeutschen sowie die Entstehung und Weiterentwicklung des Ethnolektes „Türkendeutsch“ behandelt.
Hinweis: Thematische Bezüge zu dieser Vorlesung weisen in linguistischer Hinsicht die Veranstaltung von Lea Kenzler zur Sprachkontaktforschung (Lehrauftrag) sowie in literaturwissenschaftlicher Hinsicht die kooperative Veranstaltung von Bieberstedt / Stern zum Thema der Amerikaauswanderung in der niederdeutschen Literatur des 19. Jahrhunderts auf. |