Kommentar |
Die Kolonisierung der außereuropäischen Welt ist einer der zentralen Prozesse des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er geht einher mit Begegnungen zwischen Kolonisatoren, Vermittlern und Kolonisierten, die Herrschaft vermitteln und erzwingen wollen, die sich dem verweigern, die Konflikte aushandeln und Gewalt ausüben und erfahren. Solchen konkreten Akteuren widmet sich dieses Hauptseminar und sucht deren individuelle Lebenswege zu rekonstruieren. Mehr als in den letzten Jahrzehnten betont eine solche „kontextuelle Biografik“ den prägenden Einfluss von Rahmenbedingungen und Normensystemen sowie die enge Wechselwirkung mit grundlegenden Ordnungsmustern jener Imperien, in denen diese Biographien verliefen. Welche Handlungsoptionen gewannen die Akteure durch Reisen, Arbeiten und Erfahrungen jenseits der Grenzen ihrer Region oder gar ihres Empires? Half ihnen globale Mobilität bei der Durchsetzung ihrer eigenen Interessen? Und wie gingen die Beamten der Empires mit solchen neuen Ressourcen der Akteure vor Ort um? Was sagen uns also genaue Mikrostudien dieser Menschen über die strukturellen Logiken von Empires? Anschauliche, gut dokumentierte Lebenswege faszinierender Menschen sind die Grundlage unserer Arbeit im Seminar. Gute englische Lesekenntnisse sind für die Teilnahme an dem Hauptseminar notwendig. Ggf. beendet eine Exkursion nach Berlin das Seminar.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 02.08.2021, 12:00 Uhr bis 27.08.2021, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 27.08.2021, 16:10 Uhr |
Literatur |
Malte Rolf, Einführung, Imperiale Biographien. Lebenswege imperialer Akteure in Groß- und Kolonialreichen (1850-1918), in: Geschichte und Gesellschaft 40 (2014), S. 1-16; Ulrike von Hirschhausen und Jörn Leonhard, Empires und Mobilität: Pandita Ramabai (1858-1922) und Blaise Diagne (1872-1934), in: S. Huhnholz und M. Hausteiner (Hg.), Imperien verstehen. Theorien, Typen, Transformationen, Baden-Baden 2019, S. 225-254.
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