Kommentar |
Die Vorlesung ist der dritte Teil eines auf fünf Semester angelegten Zyklus, der die europäische Geschichte der Frühen Neuzeit vorstellt. Dabei soll ein Verständnis für die Charakteristika der Epoche entwickelt und anhand jeweils bestimmter Themen und Forschungsdebatten dargestellt werden. Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Kulturgeschichte stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Die in diesem Semester zu behandelnde Teilepoche ist im Hinblick auf die Mächteordnung gekennzeichnet von dem für längere Zeit letzten Versuch eines fürstlichen Akteurs, eine universalistisch begründete Vorherrschaft in Europa zu begründen – doch Ludwig XIV. von Frankreich sollte dabei nicht nur seine Kräfte überspannen, sondern auch dem Ideal eines ausbalancierten Gleichgewichtssystems und der Kongressdiplomatie zum Aufstieg verhelfen. Maßstäbe sollte der Sonnenkönig gleichwohl im Hinblick auf fürstliche Inszenierung setzen – für Jahrzehnte genoss der Hof von Versailles eine kulturelle Ausstrahlung, wie sie vorher nicht einmal der bis dahin stilprägende spanische Hof gehabt hatte. Trotz einer zunehmenden Konzentration von Ressourcen und Macht an den fürstlichen Höfen und Verwaltungen spricht die neuere Forschung nicht mehr von einer Epoche des Absolutismus. Auffallend ist, dass Phänomene der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen zunahmen: Während der Rationalismus einer „Entzauberung der Welt“ den Weg bereitete, die überseeische Kolonisierung zunehmend ein Feld der Konkurrenz zwischen verschiedenen europäischen Akteuren wurde und die politische Theorie zu Höhenflügen ansetzte, fanden noch Hexenverfolgungen statt, plagten Hungerkrisen die Einwohnerinnen und Einwohner Europas und wurde die Welt nach wie vor von fast allen Zeitgenossen als eine Schöpfung Gottes wahrgenommen.
Die Vorlesung richtet sich sowohl an Studierende, die Überblickswissen erwerben wollen als auch an solche, die sich mit einer (Teil-)Epoche vertieft beschäftigen möchten.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 02.08.2021, 12:00 Uhr bis 27.08.2021, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 27.08.2021, 16:10 Uhr
Einschreibezeitraum für Erstsemesterstudierende: 04.10.2021, 12:00 Uhr bis 08.10.2021, 20:00 Uhr Loszeitpunkt: 08.10.2021, 20:15 Uhr |
Literatur |
Die nach wie vor beste propädeutische Einführung in die Frühneuzeitgeschichte ist: Birgit Emich: Geschichte der Frühen Neuzeit studieren, München 22019; einen nützlichen Überblick bietet: Heinz Duchhardt: Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800, Stuttgart 2003. Vor allem für die politische Kultur der Epoche ist sehr instruktiv: Luise Schorn-Schütte: Geschichte Europas in der Frühen Neuzeit. Studienhandbuch 1500-1789. Paderborn u. a. 22013. Eine methodische Einführung in die Historiographie stellt dar: Ulinka Rublack (Hg.): Die Neue Geschichte. Eine Einführung in 16 Kapiteln, Oxford 2011. |