Kommentar |
1917 wurde das kaiserliche Deutschland zum Geburtshelfer der Oktoberrevolution. Ohne sich der Tragweite bewusst zu sein, trugen die Deutschen damit indirekt zur Entstehung des Ost-West-Konflikts bei, der mit Lenins Umsturz im zarischen Petrograd seinen Ausgang nahm. Die Weimarer Republik hatte weiter ihren Anteil daran, dass sich die junge Sowjetmacht, deren politi-sches Überleben zunächst keineswegs gesichert war, konsolidieren konnte. Mit dem Vertrag von Rapallo fanden die beiden da-maligen Parias des internationalen Mächtesystems 1922 zusammen und entwickelten vielfältige Sonderbeziehungen. Diese wurden mit der politischen „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Jahre 1933 jäh unterbrochen. Nun standen sich zwei weltanschaulich unvereinbare Regimes gegenüber, deren beide Diktatoren jedoch etwas einte: die skrupellose Bereitschaft zur exzessiven Gewalt. Auch zögerten sie nicht, vorübergehend taktische Allianzen einzugehen – vorausgesetzt, es gereichte ihnen zum Vorteil: Der Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 und das geheime Zusatzprotokoll stehen geradewegs paradigmatisch dafür. Das Hauptseminar vermittelt politische, ökonomische und gesellschaftspolitische Einblicke in die wechselhafte deutsch-sowjeti-sche Beziehungsgeschichte der Zwischenkriegszeit.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 14.02.2022, 12:00 Uhr bis 18.03.2022, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 18.03.2022, 16:10 Uhr |
Literatur |
Einführende Lektüre: Stefan Creuzberger: Das deutsch-russische Jahrhundert. Geschichte einer besonderen Beziehung. Hamburg 2022. – Katja Gloger: Fremde und Freunde. Deutsche und Russen. Die Geschichte einer schicksalhaften Beziehung. Berlin 2017. – Karl Eimermacher u. a. (Hrsg.): Stürmische Aufbrüche und enttäuschte Hoffnungen. Deutsche und Russen in der Zwischenkriegszeit (= West-östliche Spiegelungen, Bd. 2). München 2006. – Ian Ona Johnson: Faustian Bargain. The Soviet-German Partnership and the Origins of the Second World War. Oxford 2021. – Gerd Koenen: Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten 1900–1945. München 2005. – F.A. Krummacher/H. Lange: Krieg und Frieden. Geschichte der deutsch-sowjetischen Beziehungen. Von Brest-Litowsk zum Unternehmen Barbarossa. München/Esslingen 1970. – Walter Laqueur: Deutschland und Russland. Berlin 1965. – John Lough: Germany’s Russia Problem. The Struggle for Balance in Europe. Manchester 2021. – Bianca Pietrow: Stalinismus, Sicherheit, Offensive. Das Dritte Reich in der Konzeption der sowjetischen Außenpolitik. 1933 bis 1941. Melsungen 1983. – Karl Schlögel: Berlin Ostbahnhof Europas. Russen und Deutsche in ihrem Jahrhundert. Berlin 1998. – Claudia Weber. Der Pakt. Stalin, Hitler und die Geschichte einer mörderischen Allianz. München 2019. |