Am 20. Februar 1843 erscheint in Kopenhagen ein von Victor Eremita herausgegebenes Buch mit dem Titel „Entweder – Oder“ (im Original „Enten – Eller“). Dieses wird in einer zeitgenössischen Besprechung alleine schon auf Grund seines Umfangs als „Monstrum von einem Buch“ bezeichnet. Das literarisch-philosophische Werk sorgt nicht ohne Grund zum einem für Bewunderung, zum anderen für Ablehnung. Denn wer hinter Victor Eremita steckt, dürfte kaum jemanden in der gebildeten Bevölkerung Kopenhagens verborgen geblieben sein.
Das Schaffen Sören Kierkegaards ist eines, was sich nicht ohne den Autor selbst verstehen lässt. So sorgt seine gelöste Verlobung mit Regine Olsen zwei Jahre zuvor für einen kleinen Skandal. Umso ungeheuerlicher muss es da anmuten, dass unter anderem im Kapitel „Tagebuch des Verführers“ immer wieder Episoden auftauchen, die seiner persönlichen Geschichte nachempfunden sind. Dabei sollte man sich jedoch davor hüten, den Autor und den Erzähler gleichzusetzen. Das Spiel mit den Pseudonymen gibt uns eher einen Hinweis darauf, was auch heute noch die Faszination von „Entweder – Oder“ ausmacht. Es werden darin grundsätzliche Fragen des Mensch-Seins behandelt und es legt einen der Grundsteine der Existenzphilosophie.
Im Laufe des Seminars werden die in „Entweder – Oder“ dargelegte ästhetische und ethische Lebenseinstellung herausgearbeitet, gegenübergestellt und bewertet. Des Weiteren soll anhand von moderner Literatur, Kunst und Musik diskutiert werden, ob die von Kierkegaard vorgeschlagenen Lebensweisen auch heute noch relevant sind oder ob beide zu verwerfen sind. |