Kommentar |
Die Modernität der romantischen Kunstbewegungen zeichnet sich vor allem durch ihre Neigung zur Selbstreflexivität aus. In zahlreichen essayistischen, aphoristischen, programmatischen, philosophischen, aber auch in den literarischen Texten selbst, finden sich theoretische Äußerungen über das Selbstverständnis von Kunst, Literatur und Ästhetik. Aspekte wie das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, Künstler:in und Diskurs, poetischer und alltäglicher Kommunikation, Literatur und Philosophie, Poesie, Mythos und Religion, aber auch über Verfahren literarischer Kreativität etc. werden in erschöpfender und in erstaunlich interdisziplinärer Breite diskutiert und zur Erstellung eigenständiger und vielfältiger Begrifflichkeiten und Definitionen von Kunst instrumentalisiert. Die Vorlesung versucht die wichtigsten poetologischen Entwürfe dieser europaweiten Strömung nachzuvollziehen und mit Blick auf die Genese einer modernen Ästhetik (bis hin zu Adorno, ja sogar zum Poststrukturalismus) ihre Relevanz zu überprüfen. Unter dieser Perspektive sollen vor allem Texte von Friedrich Schlegel, A.W. Schlegel, Novalis, Schelling, Fichte, Hegel, Ludwig Tieck, W.H. Wackenroder, S.T. Coleridge, P.B. Shelley, William Wordsworth, John Keats, Alphonse de Lamartine, Chateaubriand, Victor Hugo, Mme. de Stael, E.A. Poe, Giacomo Leopardi und Alessandro Manzoni besprochen werden.
Literaturhinweise:
- Friedmar Apel (Hg.): Romantische Kunstlehre. Poesie und Poetik des Blicks in der deutschen Romantik (Bibliothek der Kunstliteratur in vier Bänden. Band 4), Frankfurt am Main 1992.
- Karl Heinz Bohrer: „Friedrich Schlegels Rede über die Mythologie“, in: ders. (Hg.): Mythos und Moderne. Begriff und Bild einer Rekonstruktion, Frankfurt am Main 1983, S. 52-82.
- Karl Heinz Bohrer: Die Kritik der Romantik: Der Verdacht der Philosophie gegen die literarische Moderne, Frankfurt am Main 1989.
- Manfred Frank: Einführung in die frühromantische Ästhetik, Frankfurt am Main 1989.
- Rüdiger Görner: Romantik. Ein europäisches Ereignis, Stuttgart 2021.
- Gerhart Hoffmeister: Deutsche und europäische Romantik, Stuttgart 1990, zweite Auflage.
- Detlef Kremer: Romantik. Lehrbuch Germanistik, Stuttgart/Weimar 2001.
- Hans-Heinrich Rudnick (Hg.): Englische Literaturtheorie des 19. Jahrhunderts. Text von Blake bis Yeats, Stuttgart 1979.
- Helmut Schanze (Hg.): Romantik-Handbuch, Stuttgart 1994.
- Herbert Uerlings (Hg.): Theorie der Romantik, Stuttgart 2000. (am besten für die Vorlesung anschaffen!!).
- Silvio Vietta (Hg.): Die literarische Frühromantik, Göttingen 1982.
- Torsten Voß: „Ästhetisch konstruierte Traditionen? Poetiken des Katholizismus als/und romantische Programmatiken bei Novalis und Chateaubriand“, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 44, 2 (2019), S. 442-470.
- René Wellek: Konfrontationen. Vergleichende Studien zur Romantik, Frankfurt am Main 1964.
|