Kommentar |
Die ost- und westdeutsche Nachkriegsgeschichte ist bis heute von identitätspolitischen Auseinandersetzungen darum geprägt, welche Bedeutung die deutsche Vergangenheit – insbesondere des Nationalsozialismus und des Holocausts – für die deutsche Gegenwart und Zukunft habe. Im Seminar werden wir anhand verschiedener erinnerungspolitischer Kontroversen seit 1945 über das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit diskutieren. Wir untersuchen dabei unter anderem die Debatten über die Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkriegs, die deutsche Sonderwegsthese, die Globke-Affäre und das antifaschistische Selbstverständnis der DDR, den westdeutschen Historikerstreit der 1980er Jahre, die Goldhagen-Kontroverse um „Hitlers willige Vollstrecker“, das Verhältnis von Kolonialismus und Holocaust sowie die Rolle Westdeutschlands im deutschen Einigungsprozess 1990 und er Folgen bis heute. Ziel des Seminars ist es, verschiedene Kontroversen um die deutsche Vergangenheit kennenzulernen, um die tieferliegenden Fragen als Lehrer:in im Geschichtsunterricht darstellen und diskutieren zu können. Trotz dieser didaktisch-pädagogischen Perspektive ist das Seminar so konzipiert, dass es von Lehramts- und Bachelorstudierenden gleichermaßen besucht werden kann.
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Literatur |
Literatur: Aleida Assmann, Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik, Bonn 2007, Eckart Conze, Schatten des Kaiserreichs. Die Reichsgründung von 1871 und ihr schwieriges Erbe, München 2020; Norbert Frei, Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996; Klaus Große Kracht, Die zankende Zunft. Historische Kontroversen in Deutschland nach 1945, Göttingen 2005; William M. Lamont (Hrsg.), Historical Controversies and Historians, London 1998; Heinrich August Winkler, Deutungskämpfe. Der Streit um die deutsche Geschichte, München 2021. |