Kommentar |
In den späten 1990er Jahren trat eine Reihe von Sozialwissenschaftlern – wie Wolfgang Sofsky, Trutz von Trotha oder Jan Philipp Reemtsma – an, eine „Neue Gewaltforschung“ zu etablieren. Sie argumentierten, dass man wenig herausfinde, wenn man, wie bislang üblich, nach den Ursachen der Gewalt frage. Vielmehr lohne es sich, die Gewalt selbst mittels dichter Beschreibung so detailliert wie möglich in den Blick zu nehmen. Ihre zentrale Frage lautete: „Wie vollzieht sich Gewalt ganz konkret?“ Ganz anders sahen das neben den „traditionellen“ Gewaltforscher*innen etwa die Vertreter*innen der zeitgleich boomenden vergleichenden Genozidforschung, die sich ganz besonders für die Motive der Täter*innen interessieren. Seither haben beide Ansätze auch die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit Gewalt nachhaltig geprägt. Die Übung fokussiert auf diese unterschiedlichen Theorien und Ansätze der Gewaltforschung. Nachdem es zunächst darum geht, beide Ansätze anhand von Schlüsseltexten zu rekonstruieren, sollen diese anschließend anhand von ausgewählten Beispielen überprüft werden.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester:
10.02.2020, 12:00 Uhr bis 20.03.2020, 16:00 Uhr
Loszeitpunkt:
20.03.2020, 16:10 Uhr |
Literatur |
Wolfgang Knöbl: Perspektiven der Gewaltforschung, in: Mittelweg 36, 3 (2017), S. 4-27; Donald Bloxham/A. Dirk Moses (Hg.): The Oxford Handbook of Genocide Studies, Oxford u.a. 2010.
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