Kommentar |
„Eine seltsame Sache, die man hier zum ersten Mal sieht: Das Vergnügen erringt den Frieden“ – dieses Bonmot des Fürsten de Ligne über den Wiener Kongress traf die politische Zeitstimmung. Auf dem Kongress, der die Repräsentanten aller europäischen Großmächte versammelte, feierte Europa das Ende der großen Kriegsepoche und die Hoffnung auf Frieden und Freiheit. Weniger der Kabinettstisch als vielmehr der Hofball, die Schlittenfahrt, das Konzert oder die Affäre waren Handlungsräume, in denen die offizielle Diplomatie über die Neuordnung Europas und die Gestaltung der deutschen Frage zum Ende geführt wurde. Doch die Konzentration der klassischen Politikgeschichte auf die territorialen Ergebnisse des Wiener Kongresses hat die Bedeutung der Kommunikation als genuines Mittel politischer Wirklichkeitskonstruktion lange verdeckt. Das Seminar untersucht auf der Basis zeitgenössischer Quellen die unterschiedlichen Handlungsebenen, kommunikativen Praktiken und politischen Ergebnisse, mit denen die internationalen Teilnehmer, Beobachter und Dienstleister ihre politischen Ziele aushandelten, und versucht, den Interpretationsrahmen des Ereignisses vom „Länderschacher“ hin zu einer Kulturgeschichte des Politischen zu erweitern.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester:
10.02.2020, 12:00 Uhr bis 20.03.2020, 16:00 Uhr
Loszeitpunkt:
20.03.2020, 16:10 Uhr |
Literatur |
Reinhard Stauber, Der Wiener Kongreß, Wien 2014; Wolf Gruner, Der Wiener Kongreß 1814/15, Stuttgart 2014; Brian E. Vick, The Congress of Vienna : power and politics after Napoleon, Cambridge 2014; Karin Schneider, Europa in Wien : who is who beim Wiener Kongress 1814/15, Wien 2015 |