Kommentar |
Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet:
BA Ger „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Spezialisierung Neuere und neueste deutsche Literatur“; LA Deutsch „Fachwissenschaftliche Aspekte der Schulrahmenpläne“ (LA, Gy; LA, Re), „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Spezialisierung Neuere und neueste deutsche Literatur“ (LA, Gy; LA, Re), „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (LA, Gy), „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“ (LA, Re; LA, So [2017]), „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (LA, So [2012, 2014]); Master Bepäd (Deutsch als ZF) / Master Wipäd (Deutsch als ZF) (2016/2017; 2014/2017) „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Spezialisierung Neuere und neueste deutsche Literatur“, „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (2016), „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (2017); Master Ger (2013); Master Ger, EF/ZF (2014, 2018, 2020), „Literatur- und Sprachgeschichte“
Modulprüfung wählbar in:
„Fachwissenschaftliche Aspekte der Schulrahmenpläne“ (digitale Prüfungsleistung), „Literatur- und Sprachgeschichte“, „Spezialisierung Deutsche Sprache und Literatur des MA und der Frühen Neuzeit / Niederdeutsche Philologie“, „Spezialisierung Neuere und neueste deutsche Literatur“ (Hausarbeit [für BA sowie LA (2019) andere Prüfungsform möglich]), „Profilbildung Literaturwissenschaft“, „Profilbildung Linguistik und Literaturwissenschaft“, „Profilbildung Literaturwissenschaft oder Linguistik“ (Studienleistung/Kompetenzprüfung)
Inhaltliches Konzept
Die Sozialgeschichte Norddeutschlands ist im 19. Jahrhundert durch massive Migrationsbewegungen gekennzeichnet. Vor allem in den ländlichen Regionen Mecklenburgs, geprägt von Armut, Rückständigkeit und politischer Unterdrückung, sehen viele junge Menschen in der Auswanderung nach Übersee ihre einzige Perspektive für ein besseres Leben in Wohlstand und Freiheit. Mitte des 19. Jahrhunderts weist Mecklenburg neben Irland die höchste Emigration aus Europa auf. Erst mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahre 1871 ebben die überseeischen Emigrationsströme allmählich ab und machen einer Binnenmigration der Landbevölkerung in die neu entstehenden urbanen Industriegebiete Deutschlands Platz.
Die massenhafte Auswanderung Norddeutscher nach Amerika und ihre sozial-kulturellen Folgen werden von den Zeitgenossen intensiv diskutiert und finden als Thema ebenso Eingang in die regionale Literatur. Schriftsteller wie der Mecklenburger John Brinckman und der Niedersachse Friedrich Freudenthal verarbeiten in ihren Werken ihre persönlichen Auswanderungserlebnisse und Amerikaerfahrungen. Als literarisches Sujet begegnet Amerika in der Verserzählung „Kein Hüsung“ des Mecklenburgers Fritz Reuter aus dem Jahre 1857. Viele der Texte zeichnen Amerika gleichermaßen als Sehnsuchtsort für persönliche Freiheit und Selbstverwirklichung wie als Ort sozialer Kälte und Rücksichtslosigkeit, an dem man losgelöst von der Heimat auf sich allein gestellt ist. Den Konflikt zwischen der erfolgreichen Selbstverwirklichung in der neuen Heimat Amerika und der Sehnsucht nach der alten Heimat Mecklenburg thematisiert schließlich Johannes Gillhoff in seinem 1917 erschienenen fiktiven Briefroman „Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer“.
Im Seminar behandeln wir ausgewählte Vertreter der niederdeutschen Literatur, in denen die Auswanderung nach Amerika in unterschiedlicher Form thematisiert wird. Im Mittelpunkt stehen neben Fritz Reuters „Kein Hüsung“ (1857) unter anderem die Gedichtsammlung „Vagel Grip“ (1859) von John Brinckman sowie Gillhoffs „Jürnjakob Swehn“ (1917). Neben der Frage nach dem Amerikabild, das in diesen Texten gezeichnet wird, interessiert deren inhaltliche und formal-stilistische Gestaltung sowie ihre Sprachgestalt. Diskutiert werden zudem Fragen der unterschiedlichen Entstehungszusammenhänge und Gattungszugehörigkeiten (Verserzählung, Auswandererlied, Briefroman), um die Bandbreite der niederdeutschen Dialektliteratur zu diesem Thema auszuleuchten.
Die Lehrveranstaltung berücksichtigt Gegenstände und Themen des Schulrahmenplanes Niederdeutsch und richtet sich daher vor allem an Studierende des Lehramts an Gymnasien und an Regionalschulen. Die Frage der didaktischen Aufbereitung und schulischen Vermittlung relevanter Vertreter der niederdeutschen Regionalliteratur bildet einen zentralen Aspekt der Veranstaltung. Sie wird deshalb in Kooperation mit Ulrike Stern vom Zentrum für Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald durchgeführt.
Literatur
Brunner, B. 2009: Nach Amerika. Die Geschichte der deutschen Auswanderung. München.
Bunners, C. / Bichel, U. / Grote, J. (Hgg.) 2008: Die Auswanderung von Norddeutschland nach Amerika im Spiegel der Literatur. Rostock. (Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft; 18)
Hamann, C. / Gerhard, U. / Grünzweig, W. (Hgg.) 2008: Amerika und die deutschsprachige Literatur nach 1848. Migration – kultureller Austausch – frühe Globalisierung. Bielefeld.
Langhanke, R. 2015: Zur literarischen Wiedersichtbarmachung des Niederdeutschen im 19. Jahrhundert. Konzepte und Konflikte der niederdeutschen Reliterarisierung, in: Sprache, Literatur, Raum. Festgabe für Willy Diercks. Hrsg. v. Robert Langhanke, Bielefeld, S. 479–536.
Werz, N. / Nuthmann, R. (Hgg.) 2004: Abwanderung und Migration in Mecklenburg und Vorpommern. |