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Wenn es in Logik II nur darum ginge, eine Logik zu erlernen, dann wäre es überhaupt nicht nötig, dass wir uns mit Gottlob Frege befassen. Denn seine Logik – die Prädiketenlogik erster Stufe mit Identität – haben Sie im Logikkurs des ersten Semesters erlernt. Frege hat sie 1879 als "Begriffsschrift" veröffentlicht. Sie ersetzte dann schnell die alte Syllogistik, die Aristoteles einst erfand, und bis Frege 2300 Jahre unumstößlich galt. Sie galt so unumstößlich, dass sogar Immanuel Kant noch 1783 meinte, die Logik hätte seit Aristoteles weder Vor- noch Rückschritte gemacht und wäre eine völlig abgeschlossene Wissenschaft.
In jedem Fall hat Gottlob Frege aus Wismar in Mecklenburg wohl einen der bedeutendsten Veränderungen der Wissenschaftsgeschichte angestoßen. Heute ist Freges Logik die Grundlage aller Programmiersprachen. Alles, was Software einsetzt, beruht auf irgendeine seiner Überlegungen. Die sind beim ersten Hören sehr erstaunlich. Beispielsweise meinte Frege gute Gründe dafür zu haben, dass die Sätze „7+5=12“ und „Wale sind Säugetiere“ genau dieselbe Bedeutung haben. Frege war sich auch sicher, dass es Gedanken auch dann gibt, wenn niemand sie denkt.
Wenn Freges Logik die des Aristoteles ersetzte, war die des Aristoteles dann falsch? Und warum hat das 2300 Jahre lang keiner gemerkt? Kann eine Logik überhaupt richtiger als eine andere sein? Und wie begründet man das? Logisch kann es nicht gehen, denn dann müsste wir eine Begründungslogik voraussetzen, die wieder begründet werden muss usw. Aber wie denn dann? Dieser Frage – Welche Gründe haben wir für die Logik – wollen wir an Freges wichtigsten Aufsätzen nachgehen. Literaturgrundlage ist die Aufsatzsammlung:
Module: T1 und T2
Teilnahmebedingung: Bestandenes propädeutisches und historisches Modul. |