Stellen Sie sich vor, dass jemand offensichtlich dringend Hilfe benötigt. Sie könnten nun vorbringen, dass Beistand geleistet werden sollte, weil es zum größten Wohlbefinden aller beiträgt. Sie könnten aber auch erklären, dass es wichtig ist, pflichtgemäß und in Übereinstimmung mit einer moralischen Regel zu handeln. Oder Sie könnten Unterstützung leisten, weil Sie hilfsbereit und mutig sind.[1]
Die letzte Erklärung begründet die Hilfe mit den charakterlichen Vorzügen des Helfenden. Diese würde ein Tugendethiker geben. Aber was genau ist eigentlich eine Tugend? Welche Tugenden gibt es? Wie kann man sie sich aneignen? Diesen Fragen wollen wir im Seminar nachgehen. Dazu lesen wir antike, mittelalterliche und zeitgenössische Texte zur Tugendethik. Wir werden außerdem darüber nachdenken, was die Tugendethik anderen Zugängen voraushat und ob es Probleme gibt, für die sie keine Lösungen bereitstellen kann.
Teilnahmebedingungen: keine
[1] Diese Unterscheidung ist sinngemäß so auch im Eintrag Virtue Ethics der Stanford Encyclopedia of Philosophy zu finden. Vgl. Hursthouse, Rosalind/Pettigrove, Glen: Virtue Ethics. In: The Stanford Encyclopedia of Philosophy. Hrsg. von Edward N. Zalta. Stanford 2018. Online verfügbar unter: Virtue Ethics (Stanford Encyclopedia of Philosophy) (letzter Zugriff: 17.06.2021).
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