Kommentar |
Die Lehrveranstaltung ist folgenden Studiengängen / Modulen zugeordnet:
BA Ger „Grundlagen der Literaturgeschichte“, „Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“; BA Berufspädagogik [Deu als Zweitfach], BA Wipäd [Deu als Zweitfach]: „Grundlagen der Literaturgeschichte“; LA Deutsch „Grundlagen der Literaturgeschichte“ (alle LA), „Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“ (LA, Re), „Weiterführung Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“ (LA, Gy; LA Beifach); Master Bepäd [Deu als Zweitfach], Master Wipäd [Deu als Zweitfach]: „Weiterführung Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“
Modulprüfung wählbar in:
„Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“, „Grundlagen der Literaturgeschichte“, „Weiterführung Allgemeine und regionale Aspekte der Literatur“ (Hausarbeit)
Inhalt:
„Eine kulturelle Egalität, die jedem Ding gleichen Erscheinungswert zubilligt, ist die Wüste des Bewußtseins; und sie wächst, sie drängt an den Rand des Idiotismus: wie weit ist denn die Welt zwischen Ezra Pound und Wim Toelke?“ (Botho Strauß: Paare, Passanten). Ist der Elitarismus, der sich in diesen Zeilen abzeichnet nur eine Schutzmaßnahme oder ein rhetorischer Gestus, der Distanz und Konservatismus als Stilphänomene propagiert? Wie auch immer, ein so prägnanter Satz fordert heraus zur Diskussion. In der Kürze liegt zwar bekanntlich die Würze, aber genau letztere erfordert eine ausgedehnte Betrachtung, um ihr Zustandekommen in Texten zu rekonstruieren. Ergo: Es werden in der Veranstaltung keine großen Romane und Erzählungen herangezogen, sondern verschiedenste Formen der Kurzprosa, des Aphorismus, der Sentenz, der Notiz und des Essays, die sich zumeist aus autobiographisch-tagebuchartigen Aufzeichnungen, Skizzen, Beobachtungen, sowie Reflexionen über Kunst, Gesellschaft, Liebe und Tod zusammensetzen. Die Wahrnehmungen in einem Großteil der Kürzestprosa entstehen in Momenten des Innehaltens und der zeitlichen Verzögerung, die eine gezielte Wahrnehmung der Vorgänge in Außen- und Innenwelt ermöglichen. Das heißt, die auf Details und Momentaufnahmen abzielenden Texte können nur in einem sich durch Langsamkeit auszeichnenden Beobachtungs- und Beschreibungsverfahren konfiguriert werden, trotz der veminetlich so „kleinen Formen“. Das sind Verfahren, die der zitierte Schriftsteller Botho Strauß mit anderen Autorinnen und Autoren der Gegenwartsliteratur der letzten Jahrzehnte teilt, die in der geplanten Veranstaltung in Gestalt von Jürgen Becker (nicht der Kabarettist!), Peter Handke (Notizbücher), Friederike Mayröcker und Paul Nizon Berücksichtigung finden sollen. So sollen an der Kürzestprosa auch ästhetische Konzepte wie „Minimalismus“, „Fragmentarismus“, „Pointillismus“ etc. ebenso veranschaulicht werden, wie eine Einführung in erzähltextanalytische Verfahren garantiert werden. So wird auch der eine oder andere Text gewiss ein wenig länger erscheinen als in seiner reinen Sichtbarkeit. Ein Großteil der Textbeispiele wird über Moodle oder Rundmails den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt, da der Kurs asynchron konzipiert ist.
Literaturangangaben
Thomas Anz: „Modern, postmodern? Botho Strauß’ Paare Passanten“, in: German Quarterly 3, 4 (1990), S. 404-411.
Thorsten Carstensen (Hg.): Die tägliche Schrift. Peter Handke als Leser, Bielefeld 2019.
Leopold Federmair: Die Apfelbäume von Chaville. Annäherungen an Peter Handke, Salzburg/Wien 2012.
Volker Georg Hummel: Die narrative Performanz des Gehens. Peter Handkes „Mein Jahr in der Niemandsbucht“ und „Der Bildverlust“ als Spaziergängertexte, Bielefeld 2007.
Burkhard Meyer-Sickendiek: „Das ‚Prinzip der Felder’. Experimentelle Prosa in der Frühphase der edition suhrkamp“, in: DVjs, 87,3 (2013), S. 386–404.
Walter Rügert: Die Vermessung des Innenraums. Zur Prosa von Botho Strauß, Würzburg 1991.
Alexandra Strohmeier: Logos, Leib und Tod. Studien zur Prosa Friederike Mayröckers, München 2008.
Andreas Wirthensohn: Annäherungen an einen vorläufigen Zusammenhang. Zum Werk Jürgen Beckers, Würzburg 2000.
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