Kommentar |
Zeitungen, die ab dem frühen 17. Jahrhundert auf den Markt gebracht wurden, stellen für die Geschichtswissenschaft einen gewaltigen Steinbruch an Quellenmaterial zur Verfügung. Historiker*innen bietet er große Chancen; zugleich muss dieses Medium quellenkritisch eingeordnet werden, um sich seiner Vor- und Nachteile für die Forschung bewusst zu werden: Für die Rekonstruktion politischer Entscheidungsprozesse etwa stellen Zeitungen in der Regel nur Sekundärquellen dar; für eine Geschichte der kommerziellen Werbung sind sie dagegen Primärquellen. In den letzten zwei Jahrzehnten sind historische Zeitungsbestände in großem Umfang digitalisiert worden. Zu nennen sind hier beispielsweise „America’s Historical Newspapers“, 17th- and 18th Century Burney Collection Newspapers“, „Deutsches Zeitungsportal“ und die „Zeitungen des 17. Jahrhunderts“. Die Arbeit mit den zuvor schwer zugänglichen, verstreuten Publikationen wird dadurch massiv erleichtert. Insbesondere dann, wenn eine Volltextsuche mit selbstgewählten Suchbegriffen möglich ist, eröffnen sich neue methodische Optionen. Während es immer schon möglich gewesen ist, zu prominenten Ereignissen, deren Datum bekannt ist (z.B. das Erdbeben von Lissabon oder der Sturm auf die Bastille), Presseberichte zu finden, waren Recherchen, die auf Entwicklungen über lange Zeiträume hinweg zielen, vom Arbeitsaufwand her kaum zu leisten. Steht eine Volltextsuche zur Verfügung, sieht das anders aus: Wir können fragen, wie in britischen Zeitungen zwischen 1750 und 1790 Sklaverei und Sklavenhandel diskutiert wurden, oder wie sich zwischen 1700 und 1800 die Thematisierung und Wahrnehmung des Waldes entwickelte. Die Übung wird in die Pressegeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts und in Grundfragen der Nutzung von Zeitungsdatenbanken einführen, bevor diese von den Studierenden in kleinen Projekten erprobt wird. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur und Quellentexte wird vorausgesetzt.
Einschreibezeitraum für Studierende ab dem 2. Semester: 01.08.2022, 12:00 Uhr bis 26.08.2022, 16:00 Uhr Loszeitpunkt: 26.08.2022, 16:10 Uhr
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Literatur |
Hume, Robert D.: The Joys, Possibilities, and Perils of the British Library’s Digital Burney Collection Newspapers. In: Papers of the Bibliographical Society of America 104 (2010), S. 5-52. Koopmans, Joop: Research in Digitized Early Modern Dutch Newspapers and the News Value of Advertisements. In: Klesmann, Bernd; Schmidt, Patrick; Vogel, Christine (Hrsg.): Jenseits der Haupt- und Staatsaktionen. Perspektiven auf historische Periodika. Bremen 2017, S. 95-111. May, James: Assessing the Inclusiveness of Searches in the Online Burney Newspapers Collection. The Eighteenth-Century Intelligencer, N.F. 23 (2009), S. 28-34. Nicholson, Bob: The Digital Turn. Exploring the Methodological Possibilities of Digital Newspaper Archives. In: Media History 19 (2013), S. 59-73. Noblett, James: Digitization. A Cautionary Tale. In: New Review of Academic Librarianship 17 (2011), S. 1-4. Stöber, Rudolf. Deutsche Pressegeschichte. 2. Aufl. Konstanz 2005. |