Kommentar |
Über zwei Millionen Zettel aus der „Zettelsammlung“ des volkskundlichen Privatgelehrten und Gymnasialprofessors Richard Wossidlo (1859–1939) und Briefe aus seinem wurden in das digitale Archiv WossiDiA „Wossidlo Digital Archive“ überführt. Diese größtenteils handschriftlichen Zettel und Briefe behandeln Themen wie u.a. die Niederdeutsche Sprache, Volkserzählungen, Bräuche, Erscheinungsformen des Volksglaubens und Bereiche des Alltagslebens.
Im Zettelkastensystem werden die verschiedenen kulturellen und sprachlichen Überlieferungen nach Gattungen, Themen, Inhalten, Motiven, Orten, Erzählerinnen und Erzählern und anderem mehr sortiert sowie durch Verweise aufeinander bezogen. Das digitale Archivsystem basiert auf einer hierfür eigens entwickelten Hypergraph-Datenbank: Während einfache Graphen zwei Netzwerkknoten über eine Kante verbinden, verknüpfen die Hyperkanten ein bis viele Knoten miteinander. Dies kann die hochkomplexe Vernetzungsstruktur der Wossidlo-Sammlung adäquat sichtbar machen und ermöglicht innovative Navigationen, Suchszenarien und Ergebnis-Visualisierungen.
Die verknüpften Daten von WossiDiA bilden die Grundlage für das im Seminar durchzuführende Graph Mining, mit dem z.B. Erzählcluster, Erzählernetzwerke, Ortsbezüge, Vernetzungen etc. aufgezeigt werden sollen.
Das Seminar richtet sich an Studierende der Germanistik und Informatik.
Literatur:
- Broadwell, Peter M.; Tangherlini, Timothy R. (2020): „Geist, geest, geast, spøgelse: Challenges for multilingual search in belief legend archives“. Arv: Nordic Yearbook of Folklore 76. 7–28.
- Himstedt-Vaid, Petra; Schmitt, Christoph (2020): „Digitales Wossidlo-Archiv in länderübergreifender Erzähldatenbank“. Stier und Greif 2. 58–59.
- Meder, Theo (2018): „ISEBEL: Intelligent Search Engine for Belief Legends“. Volkskunde 119 (1). 87–89.
- Meyer, Holger; Schering, Alf-Christian; Heuer, Andreas (2017): „The Hydra.PowerGraph System – Building Digital Archives with Directed and Typed Hypergraphs“. Datenbank-Spektrum 17 (2). 113–129.
- Meyer, Holger; Schering, Alf-Christian; Schmitt, Christoph (2014): „WossiDiA – The Digital Wossidlo Archive“. In: Christoph Schmitt, Holger Meyer, Stefanie Janssen und Alf-Christian Schering (Hrsg.): Corpora ethnographica online. Strategien der Digitalisierung kultureller Archive und ihrer Präsentation im Internet (= Rostocker Beiträge zur Volkskunde und Kulturgeschichte, 5). Münster, New York, München, Berlin. 61–84.
- Schering, Alf-Christian; Bruder, Ilvio; Jürgensmann, Susanne; Meyer, Holger; Schmitt, Christoph (2011): „From Box to Bin – Semi-automatic Digitization of a Huge Collection of Ethnological Documents“. In: International Conference an Asian Digital Libaries (ICADL'11). 168–171.
- Schering, Alf-Christian; Bruder, Ilvio; Schmitt, Christoph; Meyer, Holger; Heuer, Andreas (2007): „Towards a Digital Archive for Handwritten Paper Slips with Ethnological Contents“. In: International Conference an Asian Digital Libaries (ICADL'07), Bd. 4822 der Lecture Notes in Computer Science. Springer. 61–64. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-540-77094-7_12.
- Schmitt, Christoph; Tangherlini, Timothy R. (2018): „Folklore Archives Online. Zur Sichtbarmachung, Auswertbarkeit und Interoperabilität einer dänischen und einer nordostdeutschen Sammlung“. In: Jahrbuch für Europäische Ethnologie 13 (3). 181–204.
Module:
- IDWB „Regionalethnographien Norddeutschlands in der Europäischen Ethnologie“
- „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (= LA/Gy)
- Master Informatik „Neueste Entwicklungen in der Informatik“ (NEidl) (= Nr. 23526)
- Master Informatik „Gebietsseminar Informationssysteme“ (23869)
- Projekt in Wirtschaftsinformatik (Nr. 23793) Modulprüfung wählbar in:Informatik: Die Mitarbeit im Seminar kann als NEidI, Gebietsseminar oder Projekt angerechnet werden.
- „Profilbildung Literaturwissenschaft“ (= LA/Gy); IDWB-BA, IDWB-LA: „Regionalethnographien Norddeutschlands in der Europäischen Ethnologie“ (als IDWB nicht über das Germanistikstudium anrechenbar). Obligatorische Vorleistung für IDWB: Teilnahme an einer zweiten Veranstaltung, die im Rahmen dieses Moduls angeboten wird.
Die Teilnehmeranzahl wird auf 20 begrenzt. |