Kommentar |
Krisendiagnosen haben seit jeher ihren festen Platz in der Demokratietheorie. Allerdings entfaltet sich ausgehend von politischen, ökonomischen, historischen, kulturellen und vielen anderen Herausforderungen gerade in der Spätmoderne eine Problemlage, welche die Zukunft der Demokratie bzw. ihres liberal-repräsentativen Paradigmas infrage stellt. Gegenüber postdemokratischen, mitunter fatalistischen Tendenzen, die eine prinzipielle Inkompatibilität von Spätmoderne und Demokratie befürchten, hat sich jedoch die Forschung zu Innovationen und Reformen als eigenständiges Teilgebiet der modernen Demokratietheorie etabliert. Das Seminar widmet sich dementsprechend den vielfältigen Ansätzen, die zur Lösung einer Krise der Demokratie bzw. damit verbundener Ursachen vorgebracht werden. Besondere Berücksichtigung finden innovative Formen repräsentativer, direkter, deliberativer, demonstrativer, aleatorischer und digitaler Partizipation, welche – ‚von unten‘ – die Einflussmöglichkeiten der Bürger:innen zu stärken versuchen bzw. sie in den erneut in den Mittelpunkt von Politik und Verwaltung stellen möchten. |
Literatur |
• Geißel, Brigitte (2022): The Future of Self-Governing, Thriving Democracies: Democratic Innovations By, With and For the People. London: Routledge. • Palonen, Karin; Rosales, José María (2015): Parliamentarism and Democratic Theory: Historical and contemporary perspectives. Opladen: Budrich • Smith, Graham (2009): Democratic Innovations. Designing Institutions for Citizen Participation. Cambridge: Cambridge University Press. • Gastil, John; Knobloch, Katherine (2019): Hope for Democracy: How Citizens Can Bring Reason Back into Politics. Oxford: Oxford University Press. • Elstub, Stephen; Escobar, Oliver Escoba (2019): Defining and Typologising Democratic Innovations, in Dieselben (Hrsg.): Handbook of Democratic Innovation and Governance. Cheltenham: Edward Elar, S. 11–31. |