An Titus Lucretius Carus scheiden sich schon die antiken Geister: Vergil preist seinen Vorgänger und Pionier des lateinischen Lehrgedichts als felix qui potuit rerum cognoscere causas, Statius lobt docti furor arduus Lucreti – doch Jahrhunderte lang gewirkt hat vor allem die reißerische Mär des Hieronymus, Lukrez sei durch einen Liebestrank dem Wahnsinn verfallen und habe sein umfängliches Werk in den wenigen lichten Momenten verfasst.
Die schwärmerische Begeisterung für die Philosophie Epikurs, der rigoros vertretene Materialismus, der beißende Spott über die Götterfurcht seiner Mitbürger und die archaisierende Dichtersprache üben auf heutige Leser eine eigentümlich fremdartige Faszination aus.
Im Hauptseminar sollen Passagen aus möglichst allen Themenbereichen des Werks gelesen werden, doch liegt der Fokus auf den philosophischen Proömien, den mythischen Exkursen, den „Beweisen“ zur Sterblichkeit der Seele (Buch 3), der Kulturentstehungslehre (Buch 5) – und natürlich dem fulminanten Werkende, der Pestschilderung (Buch 6).
Anforderungen: Die Studierenden übernehmen je ein Kurzreferat, eine textkritische Präsentation und eine Sitzungsleitung. Die dort behandelte Passage ist ggf. Grundlage der schriftlichen Modulprüfung (Hausarbeit). Der genaue Ablauf wird in der ersten Sitzung besprochen. Es gilt generell, und insbesondere in der ersten Sitzung, Anwesenheitspflicht! |